Appears in 39 hymnals Lyrics: 1 mich, Herr, mein licht!
Ich bin mir selbst verborgen,
Und kenne mich noch nicht:
Ich merke dieses zwar,
Ich sey nicht wie ich war;
Indessen fühl ich wohl,
Ich sey nicht wie ich soll.
2 Ich lebt' in stolzer ruh,
Und wußte nichts von sorgen
Vor diesem; aber nun
bin ich ganz voller brast
Und mir selbt eine laß:
Was vormals meine freud,
Nacht mir jetzt herzeleid.
3 Kein zeitlicher verlust
Verursacht diesen schmerzen,
So viel mir je bewust:
Mich liebt manch treuer freund:
Mich überwindt kein feind:
Der leib hat, was er will,
Gesundheit, hüll und füll.
4 Nein, Es ist seelen-pein,
Es kommt mir aus dem herzen,
Und dringt durch mark und bein.
Nur dis, dis liegt mir an,
Daß ich nicht wissen kan,
Ob ich ein wahrer christ,
Und du mein Jesus bist.
5 Es ist nicht so gemein,
Ein christ zu seyn, als heissen:
Ich weiß, daß der allein
Des namens fähig ist
Der seine liebst lust
Durch Christi kraft zerbricht,
Und lebt ihm selber nicht.
6 Es ist ein selbst-betrug,
Mit diesem wahn sich speisen,
Als ob dis schon genug
Zur glaubens-probe sey,
Daß man von lastern frey,
Die auch ein blinder heid;
Aus furcht der schande meid't.
7 Der zieht nur christum an,
Der aus sich selbst gegangen,
Und seines fleisches wahn,
Vermögen, lust und rath,
Gut, ehr, und was er hat,
Von herzen haßt, und spricht:
Nur Jesus ist mein licht.
8 Das ist des glaubens wort
Und dürstiges verlangen:
Herr Jesu, sey mein hrot,
Versöhner, Herr und schild,
Und führ mich wie du wilt:
Dien bin ich, wie ich bin,
Nim mich zu eigen hin.
9 Wer dis nicht gründlich meynt,
Des glaub ist noch untüchtig,
Der bleibt noch Gottes feind:
Sein hoffungs-grund ist sand,
Und hält zuletzt nicht stand.
Der ein'ge glaubensgurnd
Ist dieser gnaden-bund.
10 Hier, sorg ich, fehlt es mir,
Die lieb ist noch nicht richtig
Die ich, Herr Christ, zu dir
Jetzt habe, weil ich doch,
Beynab ein christ noch,
Die welt und lust noch mehr
Geliebt, als deine ehr.
11 Mein herz, begreif dich nu,
Ich muß es redlich wagen,
Ich komm eh niecht zur ruh;
Sagst du hiermit der welt,
Und was dem fleisch gefällt,
Rein ab, und Christo an,
So ist die sach gerhan.
12 Du erd-wurm! soltest du
Dem Kön'ge dich versagen,
Dem alles stehet zu,
Der allein weis; und reich,
Der alles ist zugleich,
Der selbst die ganze weit
Erschaffen und erhält.
13 Wenn alles wird vergehn,
Was erd und himmel beget,
So bleibt er vest bestehn;
Sein wesen nimt nicht ab,
Die Gottheit hat kein grab,
Und wen er inemal kennt
Deß wohlstand nimt kein end.
14 Wer aber in der ziet
Mit ihm sich nicht vertrüaget,
Der bleibt in ewigkeit
Von gottes freuden-haus
Ganz, ganz geschloffen aus,
Vergöß er in dem weh,
Auch eine thränen-see.
15 Wünscht nun Gott den vertrag,
Laß ihn dein ja-wort schlichten,
O liebe seel, und sag:
Dir opfr' ich gänzlich auf,
O mein Gott! meinen lauf
Und geist und leib und blut,
Lust, ehre, hab und gut.
16 Thu was du willst, mit mir:
Werd ich nur zugerichtet,
Zu deinem preis und zier,
Ein faß der herrlichkeit,
Mit deinem heil bekleid't,
Geheiligt nun und dann;
Wohl mir! so ists gethan.
Topics: Vom wahren und falschen Christenthum; True and False Christianity
Erleucht mich, Herr, mein licht!