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401. Du bist zwar mein und bleibest mein

1. Du bist zwar mein und bleibest mein;
Wer will mir's anders sagen?
Doch bist du nicht nur mein allein;
Der Herr von ew'gen tagen,
Der hat das meiste recht an dir,
Der fordert und erhebt von mir
Dich, o mein kind, mein wille,
Mein herz und wunsches fülle!

2. Ach! gält' es wünschen, wollt' ich dich,
Du sternlein meiner seelen,
Vor allem weltgut williglich
Nur wünschen und erwählen.
Ich wollte sagen: bleib bei mir!
Du sollt sein meines hauses zier;
An dir will ich mein lieben
Bis in mein sterben üben.

3. So sagt mein herz, und meint es gut;
Gott aber meint's noch besser.
Groß ist die lieb' in meinem muth;
In Gott ist sie noch größer.
Ich bin ein vater, und nichts mehr;
Gott ist der väter haupt und ehr',
Ein quell, da alt und jungen
In aller welt entsprungen.

4. Ich sehne mich nach meinem kind;
Und der es mir gegeben,
Will, daß es nunmehr ohne sünd'
Im himmel solle leben.
Ich sprach: Ach weh! mein licht verschwind't;
Gott spricht: willkommen, liebes kind!
Dich will ich bei mir haben
Und ewig reichlich laben.

5. O süßer rath! o schönes wort,
Und heil'ger, als wir denken!
Bei Gott ist ja kein böser ort,
Kein unglück und kein kränken,
Kein' angst, kein mangel, kein versehn,
Bei Gott kann keinem leid geschehn.
Wen Gott versorgt und liebet,
Wird nimmermehr betrübet.

6. Wir menschen sind ja auch bedacht,
Die unsrigen zu zieren,
Wir gehn und sorgen tag und nacht,
Wie wir sie wollen führen
In einen feinen sel'gen stand;
Und ist doch selten so bewandt
Mit dem, wohin sie kommen,
Als wir uns vorgenommen.

7. Wie manches junges, frommes blut
Wird jämmerlich verführet
Durch bös exempel, daß es thut,
Was christen nicht gebühret!
Da hat's denn Gottes zorn zu lohn;
Auf erden nichts als spott und hohn.
Der vater muß mit grämen
Sich seiner kinder schämen.

8. Ein solches darf ich ja nun nicht
An meinem kind erwarten.
Das steht vor Gottes angesicht,
Und geht in Christi garten,
Hat freude, die es recht erfreut,
Und ruht von allem herzeleid;
Es steht und hört die schaaren,
Die uns allhier bewahren.

9. Es sieht und hört der engel mund,
Sein mündlein hilft selbst singen;
Weiß alle weisheit aus dem grund,
Und red't von solchen dingen,
Die unser keiner noth nicht weiß,
Die auch durch unsern fleiß und schweiß
Wir, weil wir sind auf erden,
Nicht ausstudiren werden.

10. Ach! sollt' ich doch von ferne stehn,
Und noch ein wenig hören,
Wenn deine sinne sich erhöhn,
Und Gottes namen ehren,
Der heilig, heilig, heilig ist,
Durch den du auch geheiligt bist,
Ich weiß, ich würde müssen
Für freuden thränen gießen.

11. Ich würde sprechen: bleib' allhier!
Nun will ich nicht mehr klagen:
Ach mein kind! wärst du noch bei mir!
Nein, sondern komm, du wagen
Eliä, hole mich geschwind,
Und bring mich dahin, da mein kind,
Und so viel liebe seelen,
So schöne ding' erzählen.

12. Nun sei es ja, und bleib' also,
Dich will ich nicht beweinen;
Du lebst und bist von herzen froh,
Siehst lauter sonnen scheinen,
Die sonnen ew'ger freud' und ruh'.
Hier leb' und bleib' nun immerzu;
Ich will, will's Gott, mit andern
Auch bald hernacher wandern.

Text Information
First Line: Du bist zwar mein und bleibest mein
Author: Paul Gerhard (1676)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Sterbe-und Begräbniß-Lieder
Notes: Mel. Ermuntre dich, mein schwacher. 58.
Tune Information
(No tune information)



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