369. Nie will ich dem zu schaden suchen

1 Nie will ich dem zu schaden suchen,
Der mir zu schaden sucht.
Nie will ich meinem feinde fluchen,
Wenn er aus haß mir flucht.

2 Mit güte will ich ihm begegnen,
Nicht drohen, wenn er droht,
Wenn er mich schilt, will ich ihn segnen;
Dis ist des Herrn gebot.

3 Er der von keiner sünder wußte,
vergalt die schmach mit huld,
Und litt, so viel er leiden mußte,
Mit sanftmuth und geduld.

4 Will ich, sein jünger, widerschelten,
Da er nicht widerschalt?
Mit liebe nicht den haß vergelten,
Wie er den haß vergalt?

5 Wahr ists, verläumdung hulden müssen,
Ist eine schwere pflicht.
Doch selig, wenn ein gut gewissen
Zu unster ehre spricht!

6 Dis will ich desto mehr bewahren;
So bessert micht mein feind.
Und lehrt mich, weiser nur verfahren,
Indem ers böse meynt.

7 Ich will mich vor den fehlern hüten,
Die er von mir ersann;
Und auch die fehler mir verbieten,
Die et nicth wissen kan.

8 so will ich mich durch sanftmuth rächen,
An ihm das gute fehn,
Und dieses gute von ihm sprechen;
Wie könt et länget schmähn?

9 In seinem haß ihn zu erm¨den,
Will ich ihm gern verzeihn,
Und als ein christ bereit zum frieden,
Bereit zu diensten seyn.

10 Und wird er, mich zu untertreten,
Durch güte mehr erbitzt;
Will ich im stillen für ihn beten,
Und Gott vertraun; Gott scützt.

Text Information
First Line: Nie will ich dem zu schaden suchen
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der brüderlichen und allgemeinen Liebe; Brotherly and Universal Love
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(No tune information)



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