1 Liebe nicht allein die freunde,
Wo ihr christen heissen wolt:
Liebet auch die ärgsten feinde,
So wird euch der himmel hold;
Wer den zorn kan überwinden,
Der wird by Gott gnade finden.
2 Alle gaben, alle schätze,
Die dein herz dem höchsten bringt,
Laufen wider das gesetze,
Wo man nicht den zorn bezwingt,
Opfer-glut und eifer-flammen
Grimmen nimmermehr zusammen.
3 Liebe treulich, die dich hassen;
Segne diesen, der dir flucht;
Der dich zu verderben sucht;
Wohl thun ist bey dieser sache,
Glaub es mir, die beste rache.
4 Wer die liebe weiß zu hegen,
Giebt sich keinem feinde bloß,
Und des himmels gnaden-regen
Fällt ihm richtig in den schooß;
Wer hergegen feindschaft übet,
Wird nur durch sich selbst betrübet.
5 Höchster! dessen wunder-güte
Uns das lieben anbefiehlt;
Lenke, bitt ich, mein gemüthe,
Wenn der satan auf mich zielt,
Und auf seinen sünden-wegen
Mich zur feindschaft will bewegen.
6 Pflanze deiner sanftmuth reifer
In das dürre herzensfeld
Zeige mir die friedens-häuser
Noch den kriegen dieser welt;
Und laß also deinen willen
Allen widerwillen stillen.
Text Information | |
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First Line: | Liebet nicht allein die freunde |
Language: | German |
Publication Date: | 1826 |
Topic: | Von der brüderlichen und allgemeinen Liebe; Brotherly and Universal Love |
Notes: | Mel. Herr ich habe misgehan. |