1 Nie will ich dem zu schaden suchen,
Der mir zu schaden sucht.
Nie will ich meinem feinde fluchen,
Wenn er aus haß mir flucht.
2 Mit güte will ich ihm begegnen,
Nicht drohen, wenn er droht,
Wenn er mich schilt, will ich ihn segnen;
Dis ist des Herrn gebot.
3 Er der von keiner sünder wußte,
vergalt die schmach mit huld,
Und litt, so viel er leiden mußte,
Mit sanftmuth und geduld.
4 Will ich, sein jünger, widerschelten,
Da er nicht widerschalt?
Mit liebe nicht den haß vergelten,
Wie er den haß vergalt?
5 Wahr ists, verläumdung hulden müssen,
Ist eine schwere pflicht.
Doch selig, wenn ein gut gewissen
Zu unster ehre spricht!
6 Dis will ich desto mehr bewahren;
So bessert micht mein feind.
Und lehrt mich, weiser nur verfahren,
Indem ers böse meynt.
7 Ich will mich vor den fehlern hüten,
Die er von mir ersann;
Und auch die fehler mir verbieten,
Die et nicth wissen kan.
8 so will ich mich durch sanftmuth rächen,
An ihm das gute fehn,
Und dieses gute von ihm sprechen;
Wie könt et länget schmähn?
9 In seinem haß ihn zu erm¨den,
Will ich ihm gern verzeihn,
Und als ein christ bereit zum frieden,
Bereit zu diensten seyn.
10 Und wird er, mich zu untertreten,
Durch güte mehr erbitzt;
Will ich im stillen für ihn beten,
Und Gott vertraun; Gott scützt.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #369