1 Ach wie flüchtig! ach wie nichtig
ist der Menschen Leben!
wie ein Nebel bald entstehet,
und bald wiederum vergehet,
so ist unser Leben, sehet!
2 Ach wie nichtig! ach wie flüchtig
sind der Menschen Tage!
wie ein Strom beginnt zu rinnen,
und mit Laufen nicht hält innen,
so eile unsre Zeit von hinnen.
3 Ach wie flüchtig! ach wie nichtig
ist der Menschen Freude!
wie sich wechseln Stund und Zeiten,
Licht und Dunkel, Fried' und Streiten,
so sind unsre Fröhlichkeiten.
4 Ach wie nichtig! ach wie flüchtig
ist der Menschen Schöne!
Wie ein Blümlein bald vergehet,
wenn ein rauhes Lüftlein wehet,
so ist unsre Schöne sehet!
5 Ach wie flüchtig! ach wie nichtig
ist der Menschen Stärke!
der sich wie ein Löw' erwiesen,
überworfen mit dem Riesen,
den wirft eine kleine Drüsen.
6 Ach wie nichtig! ach wie flüchtig
ist der Menschen Glücke!
wie sich eine Kugel drehet,
die bald da, bald dorten stehet,
so ist unser glücke, sehet!
7 Ach wie flüchtig! ach wie nichtig
ist der Menschen Ehre!
über den, dem man hat müssen
heut' die Hände höflich küssen,
geht man morgen gar mit Füßen.
8 Ach wie nichtig! ach wie flüchtig
ist der Menschen Wissen!
der das Wort kunnt' prächtig führen
und vernunftig discuriren,
muß bald allen Witz verlieren.
9 Ach wie flüchtig! ach wie nichtig
ist der Menschen Dichten!
der, so Kunst hat lieb gewonnen,
und manch schönes Werk ersonnen,
wir zuletzt vom Tod erronnen.
10 Ach wie nichtig! ach wie flüchtig
sind der Menschen Schätze!
es kann Gluth und fluth entstehen,
dadurch, eh' wirs uns versehen,
alles muß zu Trümmern gehen.
11 Ach wie flüchtig! ach wi nichtig
ist der Menschen Herrscheu!
der durch Macht ist hoch gestiegen,
muß zuletzt aus Unvermügen
in dem Grab' darnieder liegen.
12 Ach wie nichtig! ach wie flüchtig
ist der Menschen Prangen!
der in Purpur hoch vermessen,
ist gleich wie ein Gott gesessen,
dessen wird im Tod vergessen.
13 Ach wie flüchtig! ach wie nichtig
sind er Menschen Sachen!
alles, alles was wir sehen,
das muß fallen und vergehen:
wer Gott fürhcht't wir ewig stehen.