1 Herr, es ist von meinem Leben
wiederum ein Tag dahin;
lehre mich nun Achtung geben,
ob ich frömmer worden bin?
Zeige mir auch selber an,
so ich was nicht recht gethan:
und hilf jetzt in allen Sachen
guten Feierabend machen.
2 Freilich wirst du manches finden,
was dir nicht gefallen hat,
denn ich bin noch voller Sünden
in Gedanken, Wort und That,
und vom Morgen bis jetzund,
pfleget Herze, Hand und Mund
so geschwind und oft zu fehlen,
daß ich's selber nicht kann zählen.
3 Aber, o du Gott der Gnaden,
habe noch einmal Geduld,
ich bin freilich schwer beladen;
doch vergieb mir meine Schuld,
deine große Vatertreu
werde diesen Abend neu,
so will ich auch deinen Willen
künftig mehr als heut erfüllen.
4 Heilige mir das Gemüthe,
daß der Schlaf nicht sündlich sei,
decke mich mit deiner Güte,
auch dein Engel steh mir bei.
Lösche Feur und Lichter aus,
und bewahre sonst das Haus,
daß ich morgen mit den Meinen
nicht im Unglück dürfe weinen.
5 Steure den gottlosen Leuten,
die im Finstern Böses thun;
sollte man gleich was bereiten,
uns zu schaden, wenn wir ruhn,
so zerstreue du den Rath
und verhindere die That,
wend auch alles andre Schrecken,
was der Satan kann erwecken.
6 Herr, dein Auge geht nicht unter,
wenn es bei uns Abend wird;
denn du bleibest ewig munter,
und bist wie ein guter Hirt,
der auch in der finstern Nacht
über seiner Heerde wacht.
Darum hilf uns, deinen Schaafen,
daß wir alle sicher schlafen.
7 Laß mich denn gesund erwachen,
wenn es rechte Zeit wird sein,
daß ich ferner meine Sachen
richte dir zu Ehren ein;
oder hast du, lieber Gott,
heut bestimmet meinen Tod,
so befehl ich dir am Ende
Leib und Seel in deine Hände.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #614