1 Du bist ein mensch, das weißt du wohl,
Was strebst du denn nach dingen,
Die Gott der höchst alleine soll
Und kan zu werke bringen:
Du fährst mit deinem wiß und sinn
Durch so viel tausend sorgen bin
Und denkst wie wills auf erden
Doch endlich mit mir werden.
2 Es ist umsomst, du wirst fürwahr
Mit allem deinem dichten
Auch nicht ein einges kleines haar
In aller welt ausrichten:
Es dienst dein gram sonst nirgend zu,
Als daß du dich aus deiner ruh
In angst und schmerzen stürzest,
Und selbst das leben fürzest.
3 Willst du das thun, was gott gefällt,
Und dir zum heil gedeyet,
So wirf dein sorgen auf den held,
Den erd und himmel scheuet,
Und gib dein leben, thun und stand
Nur frölich hin in gottes hand:
So wird er deiner sachen
Ein frölich Ende machen.
4 Wer hat gesorgt, da deine seel
Im anfang deiner tage,
Noch in der mutter leibes-höhl,
Und finstern kerker lage:
Wer hat all da dein heil bedacht?
Was that da aller menschen macht?
Da geist, sinn und das leben
Dir ward ins herz gegeben.
5 Durch wessen kunst steht dein gebein
In ordentlicher fulle?
Wer gab den augen licht und schein,
Dem leibe haut und hülle?
Wer zog die adern hie und dort
Ein jede an ihr stell und ort?
Wer setzte hin und wieder
Wo fiel und schöne glieder.
6 Wo war dein herz, will und verstand,
Da sich des himmels deken
Erstreckten über see und land
Und aller erde ecken?
Wer brachte sonn und mond herfür?
Wer machte kräuter, bäum und thier,
Und hieß sie deinen willen
Und herzen-lust erfüllen?
7 Heb auf dein haupt, schau überall
Hier unten und dort oben,
Wie Gottes sorg auf allen fall
Für dir sich hab erhoben.
Dein brod, dein wasser und dein kleid,
War eber noch als du bereit:
Die milch, die du erst nahmest,
War auch schon da du kamest.
8 Die windeln, die dich allgemach
Umpfingen in der wiegen,
Dein bettlein, kammer, stub und dach,
Und wo du soltest liegen,
Das war ja alles zugericht,
Eh als dein aug und angesicht
Eröfnet ward und sahe,
Was in der welt geschahe.
9 Und dennoch soll dein angesicht
Dein ganzes leben führen,
Du traust und glaubest weiter nicht,
Als was dein augen spühten,
Was du beginn'st das soll allein
Dein kopf, dein licht und meister seyn:
Was der nicht auserkohren,
Das hält'st du als verloren.
10 Nun stehe doch, wie viel und oft
Ist schädlich ungeschlagen,
Was du gewiß und vest gehofft
Mit händen zu erjagen?
Hingegen wie so manchesmal
Ist doch geschehn, was uberall,
Kein mensch, kein rath, kein sinnen,
Ihm hat ersinnen können.
11 Wie oft bist du in grosse noth
Durch eigenwillen kommen,
Da dein verlendtet sinn den tod
Fürs leben angenommen?
Und hätte Gott sein wort und that
Ergehn lassen nach dem rath
In dems du's angefangen,
Dur wärst zu grunde gangen.
12 Der aber, der uns ewig liebt,
Macht gut, was wir verwirren,
Erfreut wo wir uns selbst betrübt,
Und führt, wo wir uns irten,
Und dazu treibt ihn sein gemüth
Und seine reine vater-güt,
In der uns arme sünder
Er trägt als seins kinder.
13 Ach! wie so oftmals schweigt er still,
Und thut doch was uns nütet?
Da unterdessen unser will
Und herz in ängsten sitzet,
Sucht hier und da, und findet nichts,
Will sehn, und mangelt doch des lichts,
Will aus der angst sich winden,
Und kan den weg nicht finden.
14 Gott aber gebt gerade fort
Auf seinen weisen wegen,
Er gebt und bringt uns an den ort,
Da wind and sturm sich legen,
Hernachmals, wenn das werk geschehn,
So kan alsdenn der mensch wohl sehn,
Was der, so ihn regieret,
In seinem rath geführet.
15 Drum, liebes herz! sey wohlgemuth,
Und laß von sorg und grämen:
Gott hat ein herz das nimmer ruht,
Dein bestes vorzunehmen,
Er kans nicht lassen, glaube mir,
Sein herz und sinn ist gegen dir
Und uns hier allzufammen
Voll allzusüsser flammen.
16 Er hitzt und brennt von gnad und treu,
Und also kanst du denken,
Wie seinem muth zu muthe sey,
Wenn wir uns oftmals kränken
Mti so vergebner sorgenbürd,
Als ob er uns gar gänzlich würd
Aus lauterm zorn und hassen,
Hinfort ganz trostlos lassen.
17 Das schlag hinweg und laß dich nicht
So liederlich bethören.
Obgleich nicht allzeit das geschicht,
Was freude kann vermehren;
So wird doch wahrlich das geschehn,
Was Gott, dein Vater ausersehn
Was er dir zu will kehren,
Das wird kein mensche wehren.
18 Thu als ein kind, und lege dich
In deines Vaters arme,
Bitt ihn und stehe bis er sich,
Dein, wie er pflegt, erbarme;
so wird er dich durch seinen Geist,
Auf wegen die du jetzt nicht weißt,
Nach wohlgehaltnem ringen,
Aus allen sorgen bringen.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #178