648. Wie schön leucht uns der morgenstern

1 Wie schön leucht uns der morgenstern
Vom firmament des himmels fern,
Die nacht ist nun vergangen
All creatur macht sich herfür,
Des edlen lichtes pracht und zier
Mit freuden zu empfangen.
Was lebt,
Was schwebt,
Hoch in lüften,
Tief in klüften,
Läßt zu ehren
Seinem Gott ein danklied hören.

2 Du, o mein herz, dich auch aufricht,
Erheb die stimm und säume nicht,
Dem Herrn dein lob zu bringen,
Denn Herr! du bists, dem lob gebührt
Und dem man billig musicirt,
Dem man läßt innig klingen,
Mit fleiß,
Dank, preis,
Daß von weitem,
Freuden-saiten
Man kan hören
Dich, o meinen Heiland, ehren.

3 Ich lag in stolzer sicherheit,
Sah nicht mit was gefährlichkeit
Ich diese nacht umgeben,
Des teufels list und büderey,
Die höll des todes tyranney,
Stand mir nach leib und leben,
Daß ich Schwerlich
Wär entkommen,
Und entnommen
Diesen banden,
Wenn du mir nicht beygestanden.

4 Allein, o Jesu, meine freud,
In aller angst und traurigkeit!
Du hast mich heut befreyet,
Du hast der feinde macht gewehrt,
Mir fanst und süsse ruh beschehrt,
Deß sey gebenedeyet;
mein muth,
Mein blut
Soll nun singen,
Soll nun springen,
All mein leben
Soll dir dankes-lieder geben.

5 Ey mein Herr, süsser lebens-hort!
Laß ferner deine gnaden-pfort
Mir heut noch offen bleiben,
Sey meine burg und vestes schloß,
Und laß des seelenfeindes geschoß
Daraus mich nimmer treiben.
Stell dich
Für mich
Hin zu kämpfen
Und zu dämpfen
Pfeil und eisen,
Wann der feind will macht beweisen.

6 Gieß deiner gnaden reichen strahl,
Auf mich vom hohen himmels-saal,
Mein herz in mir verneue,
Dein guter geist mich leit und führ,
Daß ich nach meiner amts-gebühr
Zu thun mich innig freue
Gib rath und that,
Daß meine sinnen
Und beginnen
Stets sich wenden,
Seinen lauf in dir zu enden.

7 Wend unfall ab, kans anders seyn,
Wo nicht, so geb ich mich darein,
Ich will nicht widerstreben,
Doch komm, o süsser morgen-thau,
Mein herz erfrisch, daß ich dir trau:
Und bleib im creutz ergeben,
Bis ich
Endlich
Nach dem leiden
Zu der freuden
Werd erhoben,
Da ich dich kan ewig loben.

8 Indeß, mein herze sing und spring,
In allem creutz sey guter ding,
Der himmel steht dir offen,
Laß schwermuth dich nicht nehmen ein,
Denk, daß die liebsten kindelein
Allzeit das unglück troffen;
Drum so
Sey froh,
Glaube veste,
Daß das beste,
So bringt frommen,
Wir in jener welt bekommen.

Text Information
First Line: Wie schön leucht uns der morgenstern
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Morgen-Lieder; Morning Songs
Tune Information
(No tune information)



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