1 Meine seele senket sich
Hin in Gottes herz und hände,
Und erwarter ruhiglich
Seiner wege ziel und ende,
Liegt sein stille, nacht und bloß
In des liebsten Vaters schooß.
2 Meine seele murret nicht,
Ist mit allem wohl zufrieden;
Was der eigne wille sprict,
Ist zum tode schon beschieden;
Was die ungeduld erregt,
Ist in Christi grab gelegt.
3 Meine seele sorget nicht,
Will vielmehr an nichts gedenken,
Was gleich spitzen dornen sticht,
Und den frieden nur kan kränken:
Sorgen hört dem schöpfer zu;
Meine seele sucht nur ruh.
4 Meine seele grämt sich nicht,
Liebt hingegen Gott im leiden;
Kummer, der das herze bricht,
Trifft und ängster nur die heiden:
Wer Gott in dem schoosse liegt,
Bleibt in aller noth vergnügt.
5 Meine seele klaget nicht,
Denn sie weiß von keinen nöthen,
Hangt an Gottes angesicht,
Auch alsdenn, wenn er will tödten:
Wo sich fleisch und blut beklagt,
Wird das freuden-licht verjagt.
6 Meine seel ist still zu gott,
Und die zunge bleibt gebunden:
Also hab ich allen spott,
Alle marter überwunden,
Bin, gleich wie ein stilles meer,
Voll von Gottes preis und ehr.
Text Information | |
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First Line: | Meine Seele senket sich |
Language: | German |
Publication Date: | 1826 |
Topic: | Von der Rechtfertigung und dem daher entstehenden Frieden; Justification and the Resulting Peace |
Notes: | Mel. Jesus, meine zuversicht |