316. Wer ist wohl würdig sich zu nahen

1 Wer ist wohl würdigsich zu nahen
Zu Gott, dem unveränderlichen Licht!
Will sichs, was finster, unterfahen,
So wird der frevel ihm gelingen nicht:
Kein sünder darf die heiligkeit berühr'n,
Den heiligen will solches nur gehühr'n.

2 Der mensch, die weil er ist gefallen,
Und sich an seines Schöpfers majestät
Vergriffen, muß zurücke prallen,
Wenn er zu ihm zugehn sich untersteht.
Er ist für sich gar keiner gabe werth;
Nur fluch und mangel ists, was ihm gehört.

3 Doch, was ihm kan mit recht ausschitessen
Vom eingang in des Vaters heiligthum,
Und was ihn, Gottes zu geniessen,
Unwürdig macht, und ihm benimt den ruhm,
Das ist bey dem durch Christum agbethan,
Der ihn im glauben hat gezogen an.

4 Der ist es, der uns ausgefühnet,
Durch sein selbst eignes theures spier-blut;
Der hat uns gnad und gab verdienet
Und uns zum freund gemacht das höchste Gut:
Drum wir durch ihn uns durfen unterstehn,
Ins heilige zu Gott ohn furcht zu gehn.

5 Der himmel ist uns aufgeschlossen,
Der wig dahin ist uns durchs blut gebahnt
Das unser Bürge hat vergossen.
Als unser unrecht an ihm werd geahnd't:
Nur frisch hinzu! der vorhang ist entzwey,
Nun steht uns, gnad um gnad zu nehmen, frey.

6 Er selbst ist hin zu Gott gegangen,
Da er als unser Mittler uns vertritt:
Sehr, wie er brenner vor verlangen,
Zu thun, was von ihm heischet unsre bitt;
Der reichthum, den er hegt in sienme schooß
Für uns, ist theur und unaussprechlich groß.

7 Nun kan und darf ich nimmer zagen,
Mein sünden eland machet mich nicht scheu:
Im glauben will ichs frölich wagen,
Dadurch ich Abba, lieber Vater, schrey,
Und weiß, weil ich im namen Jesu Christ
Ihn bitte, daß es ihm gefällig ist.

8 Herr, lehre mich nur recht so beten,
Denn er ist deines Geistes gnaden-gab:
Laß mich nie anders vor dich treten,
Als daß ich deinen Sohn im herzen hab.
Ach! mache mich nur von mir selbsten frey,
Daß Christus alles mir in allen sey.

9 Sein nam sey mir ins herz geschrieben!
Mein werk sey nichts; nur seins allein sey groß!
In Christi schmuck mußt du mich lieben,
Ohn ihn steh ich beschämet, nackt und bloß:
Bring ihn ich mit, steht offen mir dein haus,
Ohn ihn werd ich von dir gestossen aus.

10 Nun, Vater, fülle meine hände,
So oft ich sie in Christo habe auf
Aus seiner fülle mir zusende,
Was mächtig ist zu fördern meinen lauf
Dahin wo man ohn end Halleluja
Dir und dem lamme singet. Das sey ja!

Text Information
First Line: Wer ist wohl würdig sich zu nahen
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Gebet; Prayer
Notes: Mel. Dir, dir, Jehovah will.
Tune Information
(No tune information)



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