1 Gott Lob! ein Schritt zur Ewigkeit
ist abermals vollendet!
zu Dir im Fortgang dieser Zeit
mein Herz sich sehnlich wendet,
o Quell! dar aus mein Leben fleußt
und alle Gnade sich ergeußt
in meiner Seel' zum Leben.
2 Ich zähle Stunden, Tag und Jahr,
und wird mir allzulange,
bis es erscheine, daß ich gar,
o Leben, Dich umpfange,
damit, was sterblich ist in mir
verschlungen werde ganz in Dir,
und ich unsterblich werde.
3 Vom Feuer Deiner Liebe glüht
mein Herz, das sich entzündet,
was in mir ist, und mein Gemüth
sich so mit Dir verbindet,
daß Du in mir, und ich in Dir,
und ich doch immer noch allhier
will näher in Dich bringen.
4 O! daß Du selber kämest bald!
ich zähl' die Augenblicke;
ach komm! eh mir das Herz erkalt'
und sich's zum Sterben schicke!
komm doch in Deiner Herrlichkeit,
schau, Deine Braut hat sich bereit't,
die Lenden sind umgürtet.
5 Und weil das Oel des Geistes ja
ist in mir ausgegossen,
Du mir auch selbst von innen nah,
und ich in Dir zerflossen,
so leuchtet mir des lebens-Licht,
und meine Lam' ist zugereicht't,
Dich fröhlich zu empfangen.
6 Komm! ist die Stimme fröhlich zu
empfangen, rufet Deine Fromme,
sie ruft und schreiet überlaut:
komm bald, ach Jesu, komme!
so komme denn mein Bräutigam,
Du kennest mich, o Gottes lamm,
daß ich Dir bin vertrauet.
7 Doch sei Dir ganz anheim gestellt
die rechte Zeit und Stunde:
wiewohl ich weiß, das Dir's gefällt,
daß ich mit Herz und Munde
Dich kommest heiße, und darauf
von nun an richte meinen Lauf.
daß ich Dir komm' entgegen.
8 Ich bin vergnügt, daß mich nichts kann
von Deiner Liebe trennen,
und daß ich frei vor Jedermann,
Dich darf den Bräut'gam nennen,
und Du, o theurer Lebens-Fürst!
Dich dort mit mir vermählen wirst,
und mir Dein Erde schenken.
9 Drum preis' ich dich aus Dankbarkeit,
daß sich der Tag geendet,
und also auch von dieser Zeit,
ein Schritt nochmals vollendet,
und schreite hurtig weiter fort,
bis ich gelange an die Pfort
Jerusalems dort oben.
8 Wenn auch die Hände läßig sind
und meine Kniee wanken,
so biet' mir Deine Hand geschwind
in meines Glaubens-Schranken;
damit durch Deine Kraft mein Herz
sich stärke, und ich himmelwärts
ohn' Unterlaß aufsteige.
9 Geh', Seele, frisch im Glauben dran,
und sei nur unerschrocken,
laß dich nicht von der rechten Bahn
die Lust der Welt ablocken;
so dir der Lauf zu langsam deucht;
so eile wie ein Adler fleucht,
mit Flügeln süßer Liebe.
10 O Jesu! meine Seele ist
zu Dir schon aufgeflogen,
Du hast, weil Du voll Liebe bist,
mich ganz zu Dir gezogen.
Fahr hin, was heißet Stund und Zeit!
ich bin schon in der Ewigkeit,
weil ich in Jesu lebe.