611. Nun ruhen alle Wälder

1 Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt und Felder,
es schläft die ganze Welt;
ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr solt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt.

2 Wo bist du Sonne blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind;
Fahr hin, die rechte Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.

3 Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sternlein prangen
am blauen Himmelssaal;
also werd ich auch stehen,
wenn mich wird heißen gehen
mein Gott aus diesem Jammerthal.

4 Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit;
die zieh ich aus: dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

5 Das Haupt, die Füß und Hände
sind froh, daß nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
Herz, freu dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden-Arbeit frei.

6 Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin, und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt:
Es kommen Stund und Zeiten,
da man euch wird bereiten,
zur Ruh ein Bettlein in der Erd.

7 Mein Augen stehn verdrossen,
im hui sind sie geschlossen
wo bleibt denn Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug und Wächter Israel.

8 Breit aus die flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen,
so laß die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.

9 Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
ein Unfall noch Gefahr;
Gott laß euch selig schlafen,
stell euch die güldnen Waffen
ums Bett, und seiner Engel Schaar.

Text Information
First Line: Nun ruhen alle Wälder
Author: P. Gerhard, 1606-1676
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Abendlieder; Evening Songs
Notes: Mel. Nun ruhen alle Wälder
Tune Information
(No tune information)



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