Text: | Jesu, meiner Seele Leben |
Author: | Chr. Scriver, 1629-1693 |
1 Jesu, meiner Seelen Leben,
meines Herzens höchste Freud,
dir will ich mich ganz ergeben
jetzo und in Ewigkeit.
Meinen Gott will ich dich nennen,
und vor aller Welt bekennen,
daß ich dein bin, und du mein,
ich will keines andern sein.
2 Deine Huld hat mich umfangen,
eh die Mutter mich gebar;
dein Erbarmen mich empfangen,
als ich kaum geboren war.
Frühe bist du mir begegnet,
hast mich als ein Kind gesegnet.
Ich bin dein, und du bist mien;
ich will keines andern sein.
4 Auf der Kindheit wilden Wegen
folgte mir stets deine Güt,
deines Geistes Trieb und Regen
regte mir oft das Gemüth,
so ich etwa fehlgetreten;
daß ich wieder käm mit Beten.
Ich bin dein, und du bist mein,
ich will keines andern sein.
4 Ach wie oft hat meine Jugend
deine Gnadenhand gefaßt,
wenn die Frömmigkeit und Tugend
war in meinem sinn verhaßt,
ach, ich wäre längst gestorben
außer dir und längst verdorben.
Ich bin dein, und du bist mein,
ich will keines andern sein.
5 Ja, in meinem ganzen Leben
hat mich stets dein Licht geführt;
du hast, was ich hab, gegeben,
du hast meinen Lauf regiert;
deine Güt, die täglich währet
hat mich immerdar ernähret.
Ich bin dein und du bist mein,
ich will keines andern sein.
6 Irr ich, sucht mich deine Liebe,
fall ich, hilfet sie mir auf.
Ist es, daß cih mich betrübe,
tröst sie mich in meinem Lauf.
Bin ich arm, sie giebt mir Güter.
haßt man mich, sie ist mein Hüter.
Ich bin dein und du bist mein,
ich will keines andern sein.
7 Schmäht man mich, ist sie mein Ehre,
trotzt man mich, ist sie mein Trutz.
zweifle ich, sie giebt mir Lehre:
jagt man mich, sie ist mein Schutz.
Niemals hab ich was begehret,
war es gut, ich bin's gewähret.
Ich bin dein und du bist mein,
ich will keines andern sein.
8 Deiner Liebe Süßigkeiten
sind in mein Herz eingeflößt,
durch den Blick der Herrlichkeiten
deines Himmels wird getröst't
mein Gemüth in seinem Zagen.
alles Kruez hilfft du mir tragen.
Du bist mein und ich bin dein,
ich will keines andern sein.
9 Dein Geist zeiget mir das Erde,
das im Himmel beigelegt.
Ich weiß, wenn ich heute sterbe,
wo man meine Seel hinträgt:
zu dir, Jesu, in die Freude:
trotz, daß mich was von dir scheide!
Ich bin dein und du bist mein
ich will keines andern sein.
10 Dieses Alles ist gegründet
nicht auf meiner Werke Grund:
dieses, was mein Herz empfindet,
thu ich allen Menschen kund;
daß es kommt aus deinem Blute,
das allein kommt mir zu gute,
Ich bin dein und du bist mein,
ich will keines andern sein.
11 Drum, ich sterbe, oder lebe,
bleib ich doch dein Eigenthum;
dir allein ich mich ergebe,
du bist meiner Seele Ruhm,
meine Zuversicht und Freude,
meine Süßigkeit im Leide.
Ich bin dein und du bist mein,
ich will keines andern sein.
12 Höre, Jesu, noch ein Flehen,
schlag mir diese Bitt nicht ab:
Wenn mein Augen nicht mehr sehen,
wenn ich keine Kraft mehr hab,
mit dem Mund was vorzutragen,
laß mich feufzend doch noch sagen:
Ich bein dein und du bist mein,
ich will keines andern sein.
Text Information | |
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First Line: | Jesu, meiner Seele Leben |
Author: | Chr. Scriver, 1629-1693 |
Language: | German |
Publication Date: | 1872 |
Topic: | Vom christlichen Leben: Gottes- und Jesusliebe; Christian Life: Love of God and Jesus |
Notes: | Mel. Alle Menschen müssen. |