1 Ist Gott für mich so trete
gleich Alles wider mich,
so oft ich sing und bete,
weicht Alles hinter sich.
Hab ich das Haupt zum Freunde
und bin geliebt bei Gott,
was kann mir thun der Feinde
und Widersacher Rott?
2 Nun weiß und glaub ich feste,
ich rühm's auch ohne Scheu,
daß Gott, der Höchst und Beste,
mein Freund und Vater sei,
und daß in allen Fällen
er mir zur Rechten steh,
und dämpfe Sturm und Wellen
und was mir bringet Weh.
3 Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut,
das machet, daß ich finde
das ewge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd;
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe werth.
4 Mein Jesus ist mein Ehre,
mein Glanz und helles Licht;
wenn der nicht in mir wäre,
so dürft und könnt ich nicht
vor Gottes Augen stehen
und vor dem strengen Sitz;
ich müßte stracks vergehen,
wie Wachs in Feuers Hitz.
5 Mein Jesus hat gelöschet,
was mit sich führt den Tod;
der ist's der mich rein wäschet,
macht schneeweiß, was ist roth:
in ihm kann ich mich freuen,
hab einen Heldenmuth,
darf kein Gerichte scheuen,
wie sonst ein Sünder thut.
6 Nichts, nichts kann mich verdammen,
nichts nimmet mir meinen Herz;
die Höll und ihre Flammen
die sind mir nur ein Scherz;
kein Urtheil mich erschrecket,
kein Unheil mich betrübt,
weil mich mit Flügeln decket
mein Heiland, der mich liebt.
7 Sein Geist wohnt mir im Herzen,
regieret meinen Sinn,
vertreibet Sorg und Schmerzen,
nimmt allen Kummer hin,
giebt Segen und Gedeihen
dem, was er in mir schafft,
hilft mir das Abba schreien
aus aller meiner Kraft.
8 Und wenn an meinem Orte
sich Furcht und Schwachheit findt,
so seufzt und spricht er Worte,
die unaussprechlich sind
mir zwar und meinem Munde,
Gott aber wohl bewußt,
der an des Herzens Grunde
ersiehet seine Lust.
9 Sein Geist spricht meinem Geiste
manch süße Trostwort zu,
wie Gott dem Hülfe leiste,
der bei ihm suchet Ruh,
und wie er hab erbauet
ein edle neue Stadt,
da Aug und Herze schauet,
was es geglaubet hat.
10 Da ist mein Theil und Erbe
mir prächtig zugericht't;
wenn ich gleich fall und sterbe,
fällt doch mein Himmel nicht;
muß ich auch gleich hier feuchten
Mit Thränen meine Zeit,
Mein Jesus und sein Leuchten
durchsüßet alles Leid.
11 Wer sich mit dem verbindet,
den Satan fleucht und haßt,
der wird verfolgt und findet
ein harte, schwere Last
zu leiden und zu tragen,
geräth in Hohn und Spott,
das Kreuz und alle Plagen
die sind sein täglich Brod.
12 Das ist mir nicht verborgen,
doch bin ich unverzagt,
dich will ich lassen sorgen,
dem ich mich zugesagt,
es koste Leib und Leben,
und Alles, was ich hab;
an dir will ich vest kleben
und nimmer lassen ab.
13 Die Welt die mag zerbrechen,
du stehst mir ewiglich,
kein Brennen, Hauen, Stechen
soll trennen mich und dich;
kein Hunger und kein Dürsten,
kein Armuth, keine Pein,
kein Zorn des großen Fürsten
soll mir ein Hind'rung sein.
14 Kein Engel, keine Freuden,
kein Thron, kein Herrlichkeit,
kein Lieben und kein Leiden,
kein Angst und Herzeleid,
was man nur kann erdenken,
es sei klein oder groß,
der'r keines soll mich lenken
aus deinem Arm und Schooß.
15 Mein Herze geht in Springen,
und kann nicht traurig sein,
ist voller Freud und Singen,
sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
ist mein Herr Jesus Christ;
das, was mich singen machet,
ist, was im Himmel ist.
Text Information | |
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First Line: | Ist Gott für mich, so trete |
Author: | P. Gerhardt, 1606-1676 |
Language: | German |
Publication Date: | 1872 |
Topic: | Glaubenslieder; Faith Songs |
Notes: | Mel. Valet will ich dir geben. |