1 Wachet, wachet, ihr jungrauen,
Macht, der Bräut'gam bricht herein:
Lasset euch nicht schläfrig schauen,
Zeiget eurer lampen schein;
Schmückt euch, schickt euch, macht geschwind,
Daß er euch bereit erfind;
Wollt ihr erst zun krämen gehen,
Ey so bleibt ihr draussen flehen.
2 O wie selig ist die seele,
Die die lampe zugericht,
Daß es ihr da nicht am öhle,
Wenn der Bräut'gam kommt, gebricht!
Das ist eine kluge braut,
Die daruaf weils zeit ist, schaut:
Die wird bey deim Bräut'gam stehen,
Und mit ihm zur hochzeit gehen.
3 O wie thöricht sind hingengen,
Die der feind also berückt,
Daß sie sich nicht bald drauf legen,
Daß die lampen sind geschmückt!
Jammer! wenn der Bräut'gam spricht:
Gehet hin, ich kenn euch nicht;
Wenn die gnaden-ziet verflossen,
Und die himmels-thür verschlossen.
4 gib, mein Bräut'gam, daß mein herze
Sey mit glaub und lieb erfüllt,
Und ich nicht die zeit verscherze,
Da du hochzeit halten witl,
Sondern, wenn dein tag bircht an,
Und die thür wird aufgethan,
Ich, nach überstandnen leiden,
Eingeh zu den hochzeitfreuden.
5 Laß mich beten, laß mich wachen,
Bis mein letter tag anbricht:
Laß mich ja nichts schläfrig machen:
Bleibe du bey mir, mein Licht:
Laß stets deiner gnaden schein
Leuchten in mein herz hinein.
Hilf mir ringen, hilf mir kämpfen,
Und die flasche regung dämpfen.
6 Deine liebe laß mich ehren,
Und erheben deinen ruhm,
Laß mich stets dein lob vermehren,
Als dein werthes eigenthum,
Nim doch alle trägheit hin,
Und ermuntre meine sinn:
Rüste mich mit Geistes-waffen;
Nur, was du wilst, laß mich schaffen.
7 Steur dem fleische, wehr dem drachen,
Und der bösen welt dazu,
Die mich wollen schläftig machen,
Und doch stören meine ruh:
Wecke du mich stündlich auf,
Und befördre meinen lauf,
Daß ich werde alle stunden
Ringen jungfraun gleich erfunden.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #322