1 Vater, laß mich Gnade finden,
tröste meinen blöden Sinn,
der ich wegen meiner Sünden
so betrübt und traurig bin;
stehe, mein Gott, wie ich hier
jetzt vor deiner Gnadenthür
mit dem Zöllner schamroth stehe
und dich um Vergebung flehe.
2 Du bist heilig, ich hingegen
voller Ungerechtigkeit,
muß mich blos aufs Bitten legen,
und auf deine Gütigkeit
setzen meine Zuversicht;
denn, so du, Herr, dein Gericht
ließest ohne Gnad ergehen,
würd es übel um mich stehen.
3 Aber, Herr, nach deiner Lehre
willst du nicht des Sünders Tod;
sondern, daß er sich bekehre
und frei werde seiner Noth;
dieser Trost erquicket mich,
als der ich auch ängstiglich
Reu und Leid bei mir empfinde
über meine schwere Sünde.
4 Denke, daß dein Sohn auf Erden
drum vergessen hat sein Blut,
auf daß kömme selig werden,
wer im Glauben Buße thut.
Ach, sein Kreuz und Dornenkron
bring ich hier vor deinen Thron;
seinen Tod und Blutvergießen
laß mich Armen auch gewießen.
5 Zwar ich sollte längst sein kommen,
da es noch war rechte Zeit,
doch ist dadurch nichts benommen
deiner großen Gütigkeit;
keine Buße ist zu spät,
wenn sie nur von Herzen geht;
darum wird dir auch meine Flehen
annoch nah zu Herzen gehen.
6 Großer Gott, voll Lieb und Treue,
laß durch Jesu Wunden doch
meine späte Buß und Reue
vor dir etwas gelten noch.
Denke doch nicht welter dran,
was ich habe misgethan:
laß mein armes Sündenleben
mir aus Gnaden sein vergeben.
7 Wirst du nun mir armen Sünder,
o mein Gott! barmherzig sein
und in die Zahl deiner Kinder
wiederum mich nehmen ein,
so will ich von herzen dich
dafür preisen ewiglich:
drum in Jesu Christi Namen
wollst du mich erhören! Amen.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #365