1. O mensch! bedenke stets dein end',
Der tod auch leib und seele trennt.
Gehorche Gott, und dich bekehr',
Mit sünden nicht dein herz beschwer'.
Hier bleibst du nicht, du mußt davon;
Wie du hier lebst, ist dort dein lohn.
2. Wo sind die kinder dieser welt,
Mit ihrer wollust, pracht und geld?
Wo sind, die noch vor wen'ger zeit
Bei uns stolzirten voller freud'?
Sie sind dahin, all' ihre hab'
Ist nichts, denn staub und stank im grab'.
3. Hieran gedenk', o menschenkind!
Bedenke, was sie worden sind.
Sie waren menschen, gleich wie du,
Die meiste zeit sie brachten zu
In wollust; aber ach! wie schnell
Sind sie gefahren zu der höll'.
4. Hier wird der leib der würmer kost,
Die seel' dort leidet hitz' und frost,
Bis sie der Herr am jüngsten tag
Zusammen bringen wird mit klag',
Und stürzen in das schwefelfeu'r,
Zu allen teufeln ungeheu'r.
5. Denn wenn sie hier mit üppigkeit
Gedient dem satan haben beid',
An ihre buße nicht gedacht,
Und an die finstre todesnacht;
So ist's auch recht, daß sie zugleich
Dort leiden qual in's teufels reich.
6. Was hilft sie nun ihr' ehr' und gut,
Ihr' wollust, macht und übermuth?
Wo ist ihr lachen, spiel und scherz?
Wo ist ihr stolz und freches hers?
Dies alles ist in lauter pein
Verwandelt, der kein ziel wird sein.
7. Was Gott an ihnen hat gethan,
Bezeugt, daß er auch solches kann
An dir erweisen. Du bist erd',
Tritt'st erd', und wirst von erd' genährt;
Zu erden wirst du nach dem tod
Auch werden, gleich wie mott' und koth.
8. Merk'' und behalt' dies, was ich sag':
Vergiß nicht deines todes tag,
Wie schnell er brechen wird herein,
Vielleicht möcht' es noch heute sein.
Der tod mit dir macht keinen bund;
Wie? wenn er käm' jetzt diese stund'?
9. Gewiß ist, daß du sterben mußt;
Wenn, wie und wo, ist unbewußt.
An allem ort, all' augenblick
Wirft aus der tod sein netz und strick;
Bist du nun klug, so sei bereit,
Und warte sein zu jeder zeit.
10. Trau' nicht auf deinen stolzen leib;
Das sündenrad nicht weiter treib'.
Willst du in bosheit fahren fort,
So fährest du zur höllenpfort.
Gott ist gerecht, erstraft die sünd';
Er straft dort, wie er dich hier find't.
11. Denn wer die welt mehr liebt als Gott,
Aus frömmigkeit nur treibt ein'n spott,
Lebt täglich, wie der reiche mann,
In völlerei, so gut er kann;
Dem teufel dient er auf der erd',
Wird ihm mit gleicher straf' gewährt.
12. O Jesu Christe! der du mich
Aus finsterniß so gnädiglich
Berufen hast zu deinem licht;
Hilf, daß ich mich gleich stelle nicht
Dem wesen dieser argen welt,
Die ganz mit bosheit ist vergällt.
13. Verleih', daß ich aus aller macht,
Die welt mit ihrer lust veracht',
Und trachte stets nach deinem reich,
Da ich werd' sein den englen gleich,
Da man dein' auserwählten kind'
In höchster freud' beisammen find'.
Source: Kirchen-Gesangbuch: für Evangelisch-Lutherische Gemeinden #421
First Line: | O Mensch, bedenke stets dein End', der Tod auch Leib und Seele trennt |
Author: | Johann Heermann |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |