1 O Jesu meine zuversicht,
Mein Heiland und mein leben,
Verstoß mich armen sünder nicht,
Für den du dich gegeben.
Erdenke an dein blut und tod,
Und an dein schmerzlich sterben,
Ach! hilf mir von der sünden-nocht
Und schrecklichem verderben.
2 Du weißt ja selbst, was für ein wust,
Und wie viel tausend sünden
von der verderbten Adams-lust
Sich in mir armen finden.
Da reget sich die eigenheit,
Hoffart und wollust-liebe,
Verkehrter will und eitelkeit,
Und andre sünden-triebe.
3 Des satans reich todt selbst in mir,
Und schwächt der seelen kräfte;
Das flesch verhindert für und für
Dei göttlichen geschüfte.
Mein ohr ist taub, die zunge stuth,
Mein auge kan nicht sehen,
Verstand und urtheil find zu dumm,
Das gute zu verstehen.
4 Ja, Herr, wie kan ich armer doch
Den jammer meiner seelen,
Das lend in dem sünden-joch,
Und alle noth erzehlen?
Ich kenne mich ja selber nicht,
Und habe von dem allen
Fast kein erkenntniß und kien licht;
so tief bin ich gefallen!
5 O treuer Gott! was sang ich an
Bey so verderbtem wesen?
Ist denn nicht, das mir helfen kan?
Wie soll ich doch genesen?
Thu busse, rufst du mir zwar zu,
Und glaube meinem worte;
Ao öffnet sich zu deiner ruh,
Die rechte gnaden-pforte.
6 Allein, wo ist in mir die kraft,
Dies heydens aufzuführen?
Wo nicht dein Geist, der alles schaft,
Mein herze selbst will rühren;
so bleibt es tod, vermag gar nicht
In busse zu zerrinnen,
Noch wen'ger kan es zuversicht
Zu deiner huld gewinnen.
7 Drum stehe du mir selbsten bey,
Du abgrund aller gnaden,
Und mach mein armes herze frey
Von diesem todes-schaden.
Ach! Herr verleib, daß ich durch dich
Mich selbsten recht verstehe,
Und in das elend, weiches mich
Verderbet, tief einsehe.
8 Zerschmelze du mein hartes herz,
Daß es wie wachs zerfliesse,
Und in wahrhafter reu und schmerz
Die thränen-fluth vergiesse.
Ach! mach es durch den glauben pein,
Und gib gerechte werke,
Ja kehre du selbxt bey mir ein,
O meiner seelen stärke!
9 Zerstör in mier das höllenreich,
Schlag satans schild in stücken,
Und laß ihn über deinen zeug,
Sein schwerdt nicht ferner zücken:
Ertödt und zähm das böse fleisch
Samt dessn lust-begierden;
Mach aber mich recht rein und keusch
Und voller glaubens zierden.
10 Zerbirch die schnöde eingeheit
Und meinen bösen willen,
Und laß mich, ws dein wort gebeut,
Durch deinen Geist erfüllen;
Erössne ohren und den mund,
Gib deines worts verständniß,
Und thu mir deine wahrheit kund,
Zu deiner selbst erkentniß.
11 Gib deine furcht in meine brust,
Das gute auszuüben,
Und laß mich dich mit herzens-lust,
Getreu und ewig lieben;
Laß mich in demuth, mäßigkeit,
Geduld und sanftmuth prangen,
Und schmück mein herze allezeit
Mit heiligem verlangen.
12 O Vater, hilf: denn meine kraft
Kan dieses nicht erzwingen,
Du aber bist, der in uns schaft
Das wollen und vollbringen.
Ach! stärke mich, o treuer Gott,
Durch deine macht in gnaden,
Daß sünde, welt und höllen-rott
Mir niemals könne schaden.
13 O Jesu, theurer Gottes Sohn,
Gedenke an mich armen,
Du bist der ein'ge gnaden-thron:
Ach! gönn mir dein erbarmen:
Und weil ich ganz erstorben bin,
Das gute zu vollführen;
So wollst du selbst mein herz und sinn
Durch deinen Geist regieren.
4 O heil'ger Geist, mein trost und hort,
Du Geist voll kraft und stärke,
Führ mich in deiner wahrheit fort,
Schaff in mir deine werke.
Laß deine frieden in mir seyn,
Und schreib den neuen namen,
Den niemand kennt, der seelen ein,
Um Jesu willen. Amen.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #242