1 O Held! wie heilig bist du mir!
Willkommen Ueberwinder!
Lebendiger, du tritt'st herfür;
Und ich, der todte sünder,
Ich solte noch begraben seyn?
Ich solte von dem sonnenschein
Noch keinen strahl empfinden?
2 Ist deine auserstehungs-kraft
Unsonst geoffenbaret?
Soll der, der deinen jebenssaft,
Als rebe saugt, bewahret,
Und brachen will, dem feinde klein
Und schimpflich zu erlegen seyn?
Immanuel ist mächtig.
3 So wahr du überwunden hast,
Ich kan in dir die sünden
Des schon besiegten lust und last
Und lockung überwinden.
Erscheine mit nur, Friedens-mann;
Und blicke meine seele an:
So werd ich wahrlich stegen.
4 Ich, starker jesu, ruhe nicht,
Der glaube muß dich sehen.
Dein wort, das blöde tröstet, spricht:
Es sey für mich geschehen.
Es könne nun dein lebens-hauch,
Und, jauchze herz! er will es auch,
dem blödesten beleben.
5 Drum, lamm und löwe! gönne mir
Doch diese osterfreude,
Daß mein erstorben herz in dir
Die seligkeit, die weide,
Die stärke deiner lebenskraft,
den frieden, den du uns verschaft,
Das freuden-öhl erfahre.
6 Hier lieg ich als ein todter da.
Erbarme dich mein leben!
Wie dich ein Judenvolk oft sah
Verstorbnen regung geben;
So heisse deinen liebeswind
Auch über mich erkaustes kind
Zum neuen leben wehen.
7 Du bist, o seelen, freuet euch,
Und jauchzt dem holden Lamme!
Als Löm aus Juda noch so weich,
Als an dem creutzes-stamme.
Es wohnt noch ausgestandnem schmerz
Das allerzartste mutterherz
In dem verklärten leibe.
8 Du giebst das theure werthe wort:
Kommt her beladen seelen!
Kommt her, ich stosse keine fort
Der sich mir will vermählen.
Du giebstes aus von dem Königsbron.
Du rufst, und rufend siehst du schon
Dem kommenden engegen.
9 Der friede Gottes strömt von dir
Auch durch verschloßne thüren.
Entstünde nur ein durst in mir;
Wie würde ich ihn spüren.
Doch ja! mich dürstet, und es brennt
Der brust, die deine züge kennt
Im innern doch ein feuer.
10 Komm bald mit überwindungskraft,
Erstandner! in die seele,
Die feindschaft, so noch in mir hast,
Die ich dir nicht verhele,
Dämpft sonst die noch so schwache glut.
Ich lebe und des feindes muth
Will mich oft wieder tödten.
11 Der Fürst des todes, Leben's fürst,
Liegt schon vor dir im staube.
So bald du kräftig schenken wirst,
Daß ich dis gründlich glaube;
So bleibe ich zu deinem ruhm
Dein, dein erkaustes eigen-thum
Und erbe deiner krone.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #466