

1 O Durchbrecher aller Bande,
der du immer bey uns bist,
bei dem Schaden, Spott und Schande
lauter Lust und Himmel ist,
übe ferner dein Gerichte
wider unsern Adams-sinn,
bis dein so treues Angesichte
uns führt aus dem Kerker hin.
2 Ist's doch deines Vaters Wille,
daß du endest dieses Werk;
hierzu wohnt in dir die Fülle
aller Weisheit, Lieb und Stärk,
daß du nichts von dem verlierest,
was er dir geschenket hat,
und es aus dem Treiben führest
zu der süßen Ruhestatt.
3 Ach so mußt du uns vollenden,
willst und kannst ja anders nicht;
denn wir sind in deinen Händen,
dein Herz ist auf uns gericht',
ob wir wohl von allen Leuten
als gefangen sind geacht',
weil des Kreuzes Niedrigkeiten
uns veracht' und schnöd gemacht.
4 Schau doch aber unsre Ketten,
da wir mit der Kreatur
seufzen, ringen, schreien, beten,
um Erlösung von Natur,
von dem Dienst der Eitelkeiten,
Der uns noch so hart bedrückt,
ob auch schon der Geist zu Zeiten
sich auf etwas bessers schickt.
5 Haben wir uns selbst gefangen
in der Lust und Eigenheit,
ach so laß uns nicht stets hangen
in dem Tod der Eitelkeit;
denn die Last treibt uns zu rufen,
alle flehen wir dich an.
zeig doch nur die ersten Stufen
der gebrochnen Freiheitsbahn!
6 Ach, wie teu'r sind wir erworben,
nicht der Menschen Knecht zu sein!
Drum, so wahr du bist gestorben,
mußt du uns auch machen rein,
rein und frei und ganz vollkommen,
nach dem besten Bild gebild't;
der hat Gnad um Gnad genommen,
wer aus deiner Füll sich füllt.
7 Liebe, zieh uns in dein Sterben;
laß mit dir gekreuzigt sein,
was dein Reich nicht kann ererben;
führ, ins Paradies uns ein.
Doch wohlan, du wirst nicht säumen,
laß uns nur nicht lässig sein;
werden wir doch als wie träumen,
wenn die Freiheit bricht herein.
Source: Antwort Finden in alten und neuen Liedern, in Worten zum Nachdenken und Beten: evangelisches Gesangbuch (Bayern, Mitteldeutschland, Thüringen) #388
First Line: | O Durchbrecher aller Bande |
Author: | Gottfried Arnold |
Place of Origin: | Germany |
Language: | German |
Publication Date: | 1862 |
Copyright: | Public Domain |
O Durchbrecher aller Bande. G. Arnold. [Sanctification.] First published in his Göttliche Liebes-Funcken. Frankfurt am Main, 1698, No. 169, in 11 stanzas of 8 lines, entitled ”The Sigh of the Captive." Included in the Geistreiches Gesang-Buch, Darmstadt, 1698, p. 498, in Freylinghausen's Gesang-Buch, 1704, and many later collections, as the Unverfälschter Liedersegen, 1851, No. 326. Also in Ehmann's edition of Arnold's Geistlische Lieder, 1856, p. 81, and Knapp's edition, 1845, p. 202. It is Arnold's finest church hymn, and is a very characteristic expression of the Pietistic views regarding the conflict between the old and the new man. Lauxmann, in Koch, viii., 432-434, says of it:—
"In this hymn the poet powerfully expresses his inmost emotions under the many conflicts he had with his heart. . . It is a true daily hymn of supplication for earnest Christians who have taken the words of the Apostle 'Follow. . . .the sanctification without which no man shall see the Lord' (Heb. xii. 14) as the rule and standard of their lives. Many such might often rather sigh it out than sing it."
Translations in common use:—
1. Thou who breakest every chain. A very good translation, omitting stanzas v., vi., by Miss Winkworth, in her Lyra Germanica, 2nd Series, 1858, p. 140 (Chorale Book for England, 1863, No. 111, omitting the trs. of stanzas iii., viii.). Included in the Harrow School Hymn Book, 1866 ; Brown-Borthwick's Select Hymns, 1871, and the Society for Promoting Christian Knowledge Church Hymns, 1871, &c. In Church Hymns the cento is: stanza i. is from i., 11. 1-4, and iv., 11. 1-4 of the German; ii. from iv., 11. 5-8, and vii., 11. 5-8; iii. from ix.; iv. from x., 11. 1-4, and xi. 5-8.
2. Thou who breakest every fetter, Thou who art. Omitting stanzas v., vi., by Mrs. Bevan, in her Songs of Eternal Life, 1858, p. 51. Her translation of stanzas i., viii., x., xi., are No. 188 in Dr. Pagenstecher's Collection, 1864.
Another tr. is, "Thou who breakest every fetter, Who art ever," by N. L. Frothingham, 1870. [Rev. James Mearns, M.A.]
--John Julian, Dictionary of Hymnology (1907)