1 Nichts Betrübters ist auf Erden,
nichts kann so zu Herzen gehn,
als wann arme Witwen werden,
wenn verlaßne Waisen stehn,
ohne Vater, ohne Muth,
ohne Freunde, ohne Gut;
Witwen sind verlaßne Frauen,
wer mag auf die Waisen schauen.
2 Ach wie müssen oft die Armen
leiden vieles Ungemach,
ihrer wen'ge sich erbarmen,
Witwen schreien Weh und Ach
über den, der sie so preßt,
und in Nöthen stecken läßt;
Waisen müssen sich nur schmiegen,
andern unter Füßen liegen.
3 Also muß es hier ergehen
in der Welt auch mir und dir,
Waisen müssen traurig stehen,
Witwen müssen leiden hier;
denn wie könte Gott sonst mein
und der Deinen Vater sein?
Sonsten wäre Gott nicht Richter
und der Waisen Sache Schlichter.
4 Witwen sind in Gottes Armen,
Waisen sind in Gottes Schooß,
ihrer will er sich erbarmen,
wär die Noth auch noch so groß;
ein solch ungerechter Mann
tastet Gottes Augen an,
der die armen Waisen drücket
und der Witwen Herz bestricket.
5 Wenn sie bleiben in den Schranken,
darin euch Gott hat gestellt,
und von seiner Treu nicht wanken,
weil er sich zu ihnen hält,
sollen sie im Himmelsschloß
werden alles Kummers los,
da soll nicht mehr, wie auf Erden
Witwennoth gehöret werden.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #570