1 Mein Vater! zeuge mich, dein kind nach deinem bilde,
Und schaffe selbst in mir die neue creatur:
Laß mich doch gütig seyn,ja heilig, weis' und milde
Durch deiner gnaden kraft, wie du bist von natur.
2 Mien licht! erleuchte mich, laß deiner gnade strablen
Mir dringen in mein herz, vertreib die finsterniß;
Ich fall und irre sonst zu allzuvielen malen;
Ja werd ich nicht erleucht't, verderb ich ganz gewiß.
3 3 Mein weg zum vaterland,ach! öffne mir die pforte,
Die mich ins himmelreich im glauben überbringt:
Du weißt ja daß dein kuecht an einem wüsten erte
Schon lang genug gewohnt, und nun nach freyheit ringt.
4 O wahrheit! heilge mich in aller diner wahrheit,
Und bringe meinen sinn zur rechten lauterkeit;
Vertreib den lügen-giest durch deines wortes klarheit,
Und mache mich recht fest in allen kampf und streit.
5 Mein leben! leb in mir, und laß in dir mich leben:
Ich bin ja ohne dich zum guten gänzlich tod.
Du bist das lebends-brodt, das einzig nahrung geben
Kan eminem marren geist in aller hungers-noth.
6 Mein Lamm, das still und fromm, rein, heilig und unschuldig!
Ach wirke doch in mir den sansten lammessinn.
So wed ich auch, wie du, im leiden recht geduldig,
Und lasse mich zum creutz gar willig fḧren hin.
7 Mein meister, lehre mich den Vater wohl zu kennen,
Weil ohne dich, o licht! ich, Gott, das licht nicht seh;
Ach, unterweise mich, ihn Abba recht zu nennen,
Daß alles mein gebet in rechter brunst gescheh.
8 Mein hoherpriestet! hör nicht auf für mich zu beten,
Ach! rufe doch mir mir den Vatet täg, lich an!
Laß deinen heilgen Geist mit seufen mich vertreten,
Wenn ich im harten kampf selbst nicht mehr beten kan.
9 Mein könig! schüte mich wenn satan, welt und fünde,
So sich in mir noch regt, auf meine seele stürmt.
Hilf, daß in deinem schooß ich allzeit ruhe finde:
Denn er ist sicher nur, den deine macht beschirmt.
10 Mein hirte! weide mich auf einer grünen auen,
Und lagre mich im durst ans feische wasser hin:
Hol meine seel berum; wolt ihr aufs eitleichauen,
So bringe bald zurecht den ausgeschweisten sinn.
11 Mien arzt! bin ich ver wundt, sing ausgezährt die kräfte,
So laß die liebs-tinctur, dein theur vergoßnes blut,
Mich heilen; laß des Geists erneurungs, lebens-säfte,
Mich laben und erfreune, mir stärken herz und muth.
12 Mein freund, vertraue dich doch besser meinem herzen,
Und laß mich deiner true noch mehr versichert seyn:
Auf daß zu aller zeit ich meiner seelen schmerzen
Getrost versenken darf in deines herzens schrein.
13 Mien bräut'gam! liebe mich, und sett mir das stegel
Der unverfälschten lieb;,den Geist auf meine brust,
Laß deinem graß und kuß mich schmecken: sey mein spiegel,
Darin ich mich beschau mit aller herzens-lust.
14 Mein Ein und Alles! laß mit dir mich Eins hier werden,
So wird mir alles nichts, du aber alles seyn.
Und nimmer deine güt' mich endlich von der erden,
So geh ich frieden-voll in deine freude ein.
First Line: | Mein Vater, zeuge mich, dein Kind, nach deinem Bilde |
Author: | Christian A. Bernstein |
Language: | German |
Notes: | English translation: See "My Father, form thy child according to thine image" by Johann Christian Jacobi |
Copyright: | Public Domain |
Mein Vater! zeuge mich, dein Kind, nach deinem Bilde. [Names and Offices of Christ.] 1704, No. 62, in 14 stanzas. The translations are:—
(1) "My Father! form Thy Child according to Thine Image," by J. C. Jacobi, 1722, p. 125 (1732, p. 12). (2) "Father, make me Thy child," No. 546 in pt. i. of the Moravian Hymn Book, 1754. [Rev. James Mearns, M. A.]
-- Excerpt fromJohn Julian, Dictionary of Hymnology (1907)