1 Mein Heiland, du hast uns gelehrt;
Wer nicht von herzen umgekehrt,
Recht niedrig wird und kindern gleich;
Der kommt nicht in das himmelreich.
2 So laß uns kinder kindlich seyn.
An jahren sind wir jung und klein.
Die unart aber wächset groß,
Und reißt uns arme von der loß.
3 O Jesu, nim uns wieder bin.
Gib uns den selgen kinder sinn:
Daß wir in deinen armen ruhn,
Und nicht nach unserm willen thun.
4 Mach uns voll süsser zuversicht
Zur gnade, die dein wort verspricth.
Dein blut macht alle sünden gut.
Lehr uns den glauben an dein blut.
5 Du schenkst umsonst und ohne geld
Das ganze heil der ganzen welt:
Wie man den kindern, die man liebt,
Umsonst die gaben alle giebt.
6 Was hat und thut, was giebt ein kind,
Dadurch es lieb Und huld gewinnt?
Ach nichts, als daß es tag und nacht
Den eitern müh und arbeit macht.
7 So liebst du uns so wunderbar.
Dein wort, dein blut bezeugt es klar.
Drum mach uns doch in deinem schooß
Von aller furcht und zweifel los.
8 Ein kindlein seyn, das selbst nichts thut,
Das gern in seiner wiege ruth,
Und bald in nöthen kindlich schreyt:
Das ist der weg zur seligkeit.
9 So leg uns in deine herz hinein,
Und laß uns da verschlossen seyn
In deinen wunden schaff uns ruh.
Und dein erbarmen ddeck uns zu.
10 Den eigenwillen brich entzwey.
Mach uns von trotz und tücken fery.
Regirt uns selbst mit deiner hand,
Und trag uns bis ins vaterland.
11 Ein kind bleibt niemals gern allein.
Es muß bey seiner mutter seyn.
Es hänget sich vest an sie an.
So mach uns auch dir zugethan.
12 Ein kind weiß sonst von keiner lust,
Als nur von seiner mutter brust,
Diest ist sein schatz, sein paradieß.
Nichts in der welt schmeckt ihm so süß.
13 Herr, mache doch dein theures blut
Uns auch so süß uns köstlich gut:
So fluchen wir dem bösewicht,
So reizt die lust der welt uns nicht.
14 Wie niedrig und wie treugesinnt,
Wie sanft, wie fruendlich ist ein kind?
Mit solcher demuth zieh uns an,
Mit leibe gegen jederman.
15 Geht, sorgen, stolz und heucheley.
Wißt, daß ich auch ein kindlein sey.
Mein Heiland ists, der tag und nacht
Für mein gedeihn als mutter wacht.
First Line: | Mein Heiland, du hast uns gelehrt |
Author: | Ernst Gottlieb Woltersdorf |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |