1. Kommt, laßt euch den Herren lehren!
Kommt und lernet allzumal,
Welche die sind, die gehören
In der rechten christenzahl:
Die bekennen mit dem mund,
Gläuben fest von herzensgrund,
Und bemühen sich darneben
Fromm zu sein, dieweil sie leben.
2. Selig sind, die demuth haben,
Und sind immer arm im geist,
Rühmen sich ganz keiner gaben,
Daß Gott werd' allein gepreis't;
Danken dem auch für und für,
Denn das himmelreich ist ihr:
Gott wird dort zu ehren setzen,
Die sich selbst gering hie schätzen.
3. Selig sind, die leide tragen,
Da sich göttlich trauren find't,
Die beseufzen und beklagen
Ihr' und andrer leute sünd',
Auch deshalben traurig gehn,
Oft für Gott mit thränen stehn:
Diese sollen hier uaf erden
Und denn dort getröstet werden.
4. Selig sind die frommen herzen,
Da man sanftmuth spüren kann,
Welche hohn und trutz verschmerzen,
Weichen gerne jedermann,
Die nicht suchen eing'ne rach'!
Und befehlen Gott die sach':
Diese will der Herr so schützen,
Daß sie noch das land besitzen.
5. Selig sind, die sehnlich streben
Nach gerechtigkeit und treu',
Daß an ihrem thun und leben
Kein' gewalt noch unrecht sei.
Die da lieben gleich und recht,
Sind aufrichtig, fromm und schlecht,
Geiz, betrug und unrecht hassen,
Die wird Gott satt werden lassen.
6. Selig sind, die aus erbarmen
Sich annehmen fremder noth,
Sind mitleidig mit den armen,
Bitten treulich für sie Gott,
Die behülflich sind mit rath,
Auch, wo möglich, mit der that,
Werden wieder hülf' empfangen,
Und barmherzigkeit erlangen.
7. Selig sind, die sunden werden
Reines herzens jederzeit,
Die im werk, wort und geberden
Lieben zucht und heiligkeit,
Diese, welchen nicht gefällt
Die unreine lust der welt,
Sondern sie mit ernst vermeiden,
Werden schauen Gott mit freuden.
8. Selig sind, die friede machen,
Und drauf sehn ohn' unterlaß,
Daß man mög' in allen sachen
Fliehen hader, streit und haß.
Die da stiften fried' und ruh',
Helfen allerseits dazu,
Sich auch friedens selbst befleißen,
Werden Gottes kinder heißen.
9. Selig sind, die müssen dulden
Schmach, verfolgung, angst und pein,
Da sie es doch nicht verschulden,
Und gerecht befunden sein.
Ob des kreuzes gleich ist viel,
Setzet Gott doch maaß und ziel,
Und hernach wird er's belohnen
Ewig mit der ehrenkronen.
10. Gib, o Herr! zu allen zeiten,
Daß ich hie auf dieser erd'
Aller solcher seligkeiten
Aus genaden fähig werd'!
Gib, daß ich mich acht' gering,
Oft dir meine noth fürbring',
Auch am feinde sanftmuth übe,
Die gerechtigkeit stets liebe.
11. Daß ich armen helf' und diene,
Immer hab' ein reines herz,
Die in unfried' stehn, versühne,
Dir anhang' in frued' und schmerz.
Vater, hilf von deinem thron!
Daß ich gläub' an deinen Sohn,
Und durch deines Geistes stärke
Mich befleiße guter werke.
Source: Kirchen-Gesangbuch: für Evangelisch-Lutherische Gemeinden #277