1 Je größer Kreuz, je näher Himmel;
wer ohne Kreuz, ist ohne Gott.
Bei dem verlarvten Weltgetümmel
vergißt man Hölle. Fluch und Tod;
o selig ist der Mensch geschätzt,
den Gott in Kreuz und Trübsal setzt.
2 Je größer Kreuz, je besser Christe,
Gott prüft uns an dem Probestein.
wie mancher Garten lieget müste,
wo keine Thränen Regen sein.
Das Gold wird auf dem Feuerheerd,
ein Christ wird in der Noth bewährt.
3 Je größer Kreuz, je stärker Glauben,
die Palme wächset bei der Last;
die Süßigkeit fliest aus der Trauben,
wenn du sie wohl gekeltert hast.
Im Kreuze wächset uns der Muth,
wie Perlen in gesalzner Flut.
4 Je größer Kreuz, je größre Liebe,
der Wind bläst nur die Flammen auf,
und scheinet ja der Himmel trübe,
so lachet doch die Sonne drauf;
das Kreuz vermehrt der Leibe Glut,
gleich wie das Oel im Feuer thut.
5 Je größer Kreuz, je mehr Gebete,
geriebne Kräuter riechen wohl;
wenn um das Schiff sein Sturmwind wehte,
so fragte man nicht nach dem Pol.
Wo kämen Davids Psalmen her,
wenn er nicht auch versuchet wär?
6 Je größer Kreuz, je mehr Verlangen,
im Thale steiget man bergan,
wer durch die Wüsten oft gegangen,
der sehnet sich nach Canaan.
Das Täublein findet hier nicht Ruh,
so stiegt es nach der Arche zu.
7 Je großer Kreuz, je schönre Krone,
die Gottes Schatz und beigelegt,
und die einmal vor seinem Throne
der Ueberwinder Scheitel trägt.
Ach, dieses theure Kleinod macht,
daß man das größte Kreuz verlacht.
8 Gekreuzigter, laß mir dein Kreuze
je länger und je lieber sein;
das mich die Ungeduld nicht reize,
so pflanz ein solches Herz mir ein,
das Glaube, Leib und Hoffnung hegt,
bis dort mein Kreuz die Krone trägt.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #532