1 Ich habe Lust zu scheiden,
mein Sinn geht aus der Welt.
Ich sehne mich mit Freuden
nach Zions Heimathsfeld.
Weil aber keine Stunde
zum Abschied ist benennet,
so hört aus meinem Munde
mein letztes Testament!
2 Gott Vater! meine Seele
bescheid ich deiner Hand.
Führ sie aus dieser
Höhle ins rechte Vaterland.
du hast sie mir gegeben,
so nimm sie wieder hin,
daß ich im Tod und Leben
nur dein allein bin.
3 Was werd ich, jesu, finden,
das dir gefallen kann?
Ach! nimm du meine Sünden
als ein Vermächtniß an;
wirf sie in deine Wunden,
ins rothe Meer hinein,
so hab ich Heil gefunden,
und schlafe selig ein.
4 Dir, o du Geist der Stärke
laß ich den letzten Blick.
Wenn Todesangst ich merke,
so steh auf mich zurück.
Ach, schrei in meinem Herzen,
wenn ich kein Glied mehr rühr,
und stell in meinen Schmerzen
mir nichts als Jesum für.
5 Ihr Engel, nehmt die Thränen
von meinen Wangen an.
Ich weiß, daß euer Sehnen
sonst nichts erfreuen kann.
Wenn Leib und Seele scheiden,
tragt mich in Abrah'ms Schooß,
so bin ich voller Freuden
und aller Thränen los.
6 Euch aber, meine Lieben,
die ihr mich dann beweint,
euch hab ich was verschreiben:
gott, euren besten Freund.
Drum nehmt den letzten Segen.
Es wird gewiß geschehn,
daß wir auf Zions Wegen
einander wieder sehn.
7 Zuletzt sei dir, o Erde,
mein blasser Leib vermacht,
damit dir wieder werde,
was du mir zugebracht.
Mach ihn zu Asch und Staube,
bis Gottes Stimme ruft;
denn dieses sagt meine Glaube:
er bleibt nicht in der Gruft.
8 Das ist meine letzter Wille.
gott drück das Siegel drauf.
Nun wart ich in der Stille,
bis daß ich meinen Lauf
durch Christi Tod vollende:
so geh ich freudig hin
und weiß, daß ich ohn Ende
des Himmels Erbe bin.
First Line: | Ich habe Lust zu scheiden |
Author: | Benjamin Schmolck |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |