1 Hier steh' ich, Gott! und weine,
Wie jener zöllner stand.
Entfernt vom gnadenscheine,
Verirr't aus deiner hand,
Bin ich wie ein gejagtes wild,
Das schrecken trift die seele;
Der donner Gottes brüll't.
2 Ich lag im tiefsten schlummer,
Vom satan eingewiegt;
Ich lebte ohne kummer,
Mein Gott! nun aber liegt
Die sünde, wie ein schwerer stein,
Auf dem erschrocknen herzen,
Mich martert höllenpein.
3 Gedenk' ich an die stunden,
Die schleuneig fortgeeilt,
So öffnen sich die wunden,
Die keine salbe heilt,
Der inn're zeuge klagt mich an
Und rüget solche sünden
Die ich nicht leugnen kan.
4 Van ferne fall' ich nieder
Tief auf mein angesicht,
Die nassen augenlieder
Sing unterwärts gericth't;
Die eigene gerchtigkeit,
Die arbeit meiner kräfte,
Erzeugt nur herzeleid.
5 Der sunden bürde drücket,
Im herzen steckt der wust.
Tief in den staub gebücket,
Schlag ich an meine brust.
Laut klopft das schwer gepreßte herz,
Und fühlet mit erheben
Der sunden heissen schmerz
6 Ich zeble mich zu denen,
Die zorn und tod verdient.
Es bringt mein seufzend sehnen
Zu dir, der mich versöhnt.
Zu dir, dem wahren gnadenstuhl,
Dein blut kan mich bewahren,
Vor jenem feuerpful.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #252