1 Gott, welch verderben wohnt in mir!
Wie oft, wie oft missfall ich dir!
Durch wie viel Sünden! wer erzählt,
Wie oft der mensch nur täglich fehlt,
Er, dessen herz, dieweil er lebt,
Durch sein verderben widerstrebt!
2 Dir widerstrebt, wenn er sich auch,
Erhellt durch deines licht's gebrauch,
Bekehrt durch deines Geistes kraft,
Entschlißt, gerecht und tugendhaft,
In seinem ganzen Wandel rein,
Und ohne falsch vor dir zu sein!
3 Oft fällt er aus Unwissenheit;
Oft durch die macht der Sinnlichkeit;
Durch Trägheit nur auf dich zu schaun,
Durch Sicherheit und Selbstvertrauen,
Verirrt er sich, beleidigt dich,
Und seinen nächsten, oder sich.
4 Ihm mangle weder kraft noch licht:
Wie oft vergießt er seine Pflicht!
Wie oft fehlt ihm zum kämpfe muth!
Und, wenn er seine Pflicht auch thut,
Wie zaudert er, wie lässig ist
Nicht selten der geübte christ!
5 Doch, wer zum sündensklaven sich
Verkauft hat, o wie wissentlich,
Mit welchen Frevel sündigt der!
Wie häuft er stets die laster mehr,
Wenn Leidenschaft und Sinnlichkeit,
Dir nicht zu folgen, ih, gebeut!
6 Er achtet nicht auf dich, o Gott!
Sich, zu betäuben, reibt er Spott
Mit allem dem, was göttlich heißt,
Betrübt, erbittert deinen Geist;
Verläugnet Zukunft und Gericht
Aus haß nur gegen seine Pflicht.
7 Und hält in seiner Bosheit lauf
Ihn andrer menschen macht nicht auf:
Was achtet seiner Lüste wuth
Der Brüder jammer, und ihr Blut?
Wenn er erreicht, was ihm gefällt,
Was kümmert ihn das wohl der welt?
8 So schrecklich ist der sünde macht!
Drum selig wer sich selbst bewacht,
Daß er nicht falle wissentlich,
Dich lieb und ehre, Herr! nur dich!
Und dir und deinem wort getreu
Bey aller seiner Schwachheit sey!
Source: Das Gemeinschaftliche Gesangbuch: zum gottesdienstlichen Gebrauch der Lutherischen und Reformirten Gemeinden in Nord-America. (1st.. Aufl) #41