1 Freunde, stellt das weinen ein,
Wischt die thränen von den wangen,
Was soll doch das klagen seyn,
Daß ich von euch weggegangen?
Trauret nicht um meinen tod,
ich bin frey von aller noth.
2 Da mein leib darnieder feil,
Fiel auch mit mein feind darnider,
Meiner seelen höchstem ziel
ware je meine fleisch zuwider;
Weil mein lieb nun weggeraft,
Ist ir süsse ruh geschaft.
3 Aus dem kerker geh ich aus,
Aus der angst und aus dem jammer,
Bis mich Gott ins himmels-haus
Ruft aus meiner erden-kammer.
Was klagt ihr den tod so an?
Der nichts arges mir gethan.
4 Sagt, was dieses leben sey?
Ist es nicht ein weg zu nennen,
Der von dornen niemals frey?
All müsset ihr bekennen,
Daß mein schwerer gang vollbracht,
Da ich gebe gute nacht.
5 Was für elend und für leid
Müßt ihr täglich noch erfahren,
Die ihr euch gnug verwahren?
Der nur bleibet unversehrt,
Der ins sichre grab gekehrt.
6 Ich bin tod, was ist es mehr?
Ich bin auf die welt gekommen?
Klaget ihr dann nun so sehr,
Daß ich bin hinweg genommen?
Man kommt in der welt ihr haus,
Dazs man wider geh hinaus.
7 Ferner hat mein Jesus mir
Dort die seligkiet erworben,
Geh ich ein zur grabes-thür,
Ich bin dannoch unverdorben,
Durch des Herren aufersteh'n
Werd ich in den himmel geh'n.
8 Seht mit munterm angesicht,
Wie ich werd ins grab gesenket,
Dann es ist mein leben nicht
Ewig von mir abgelenket:
Es soll mir in jener welt
Schöner werden zugestellt.
9 Stirbt ein christ, so stirbt sein leid,
Auch sein tod stirbt mir dem sterben,
Ich erwarte nun die freud,
Die ich ewig soll ererben;
Zeitlichkeit fahr immer hin,
Weil ich jetzt verewigt bin.
10 Freunde! stellt das weinen ein,
Wischt die thränen von den wangen,
Was soll doch das klagen seyn,
Daß ich von euch weggegangen?
Trauret nicht um meinen tod,
Ich ben frey von aller noth.
First Line: | Freunde, stellt das Weinen ein |
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