1 Erkenne, mein Gemüthe,
Wie Gott so gnädig ist;
Aus dessen ew'ger güte
Dir diese Wohlthat fließt,
Daß er die heilge schrift
Dir hat zum licht gegeben;
Die zeigt, wie er zum leben,
Den bund mit dir gestift't.
2 Gott, der Erbarmer, sahe
Uns in der Blindheit stehn;
Dem Vater gieng es nahe
Solch elend anzusehn.
Sollt er nun Unterricht
Nebst den erleuchtungsgaben
Zurück gehalten haben?
O nein! das könnt er nicht.
3 Er wählte treue knechte,
Und diesen gab er ein,
Was uns zum licht' und rechte
Nur konnte nötig seyn:
Er lenkte hand und mund,
Daß alles, was sie dachten
Und in die Schriften brachten
Von uns aus ihm entstund.
4 Ein heide denkt und gläubet,
Daß Gott und tugend sey.
Doch was er sagt und schreibet
Kömmt Gottes schrift nicht bey:
Ihr bleibt an Alterthum,
An Richtigkeit und Wahrheit,
An weisheit, kraft und klarheit
Allein der preis und ruhm.
5 Was man sonst nirgend findet,
Und Gott allein nur weis,
Was kein verstand ergründet,
Lehrt sie auf sein Geheiß;
Sie, die durch Gottes Geist,
Gott, dessen wesen, werke,
Und willen, kraft und stärke,
Ja jenes leben weis't.
6 Sie trägt die höchsten sachen
In tiefster einfalt vor;
Und kann doch weise machen:
Sie führt zu Gott empor;
Erleuchtet das gemüth,
Und schenkt ein folch gesichte,
Daß man im Glaubenslichte
Der gnade wunder sieht.
7 Sie reißt durch ihre stärke
Das reich der fünden um,
Und bauet neue werke
Durchs Evangelium.
Sie frößt ein sündlichs herz
Erst in die Hölle nieder;
Und führt doch folches wieder
Durch Tröstung himmelwärts.
8 Sie dient sich zum beweise,
Daß sie vom Himmel sey.
Der Geist stimmt, ihr zum preise,
Mit seinem Zeugnis bey.
Auch hat an manchem Ort
Der zeuge sie gepriesen,
Der durch den Tod erweisen,
Sie sey das lebenswort.
9 Kein Buchstabe ist entfallen,
Der nicht erfüllet sey:
Der Ausgang tritt in allen
Der Prophezeiung bey.
Vermag nun Gott allein,
Was künftig ist zu sehen,
Wer muß denn nicht gestehen:
Die Schrift muß göttlich seyn!
10 Wohlan denn, mein Gemüte,
Nimm Gottes Zeugnis an,
Die Schrift von seiner güte,
Die selig machen kann!
Go wenig Gott betreugt;
So wenig kann sie lügen;
Noch auf dem Wege trügen,
Den sie zum Himmel zeigt.
Source: Das Gemeinschaftliche Gesangbuch: zum gottesdienstlichen Gebrauch der Lutherischen und Reformirten Gemeinden in Nord-America. (1st.. Aufl) #4
First Line: | Erkenne, mein Gemüte, wie Gott so gnädig ist |
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