1 Ein wahrer Glaube Gotts Zorn stillt,
daraus ein schönes Brünnlein quillt,
die brüderliche Lieb genannt,
daran ein Christ recht wird erkannt.
2 Christus sie selbst das Zeichen nennt,
daran man seine Jünger kennt;
in niemands Herz man sehen kann,
an Werken wird erkannt ein Mann.
3 Die Lieb nimmt sich des Nächsten an,
sie hilft und dienet jedermann;
gutwillig ist sie allezeit,
sie lehrt, sie straft, sie gibt und leiht.
4 Ein Christ seim Nächsten hilft aus Not,
tut solchs zu Ehren seinem Gott.
Was seine rechte Hand reicht dar,
des wird die linke nicht gewahr.
5 Wie Gott läßt scheinen seine Sonn
und regnen über Bös und Fromm,
so solln wir nicht allein dem Freund
dienen, sondern auch unserm Feind.
6 Die Lieb ist freundlich, langmütig,
sie eifert nicht noch bläht sie sich,
glaubt, hofft, verträgt alls mit Geduld,
verzeiht gutwillig alle Schuld.
7 Sie wird nicht müd, fährt immer fort,
kein' sauren Blick, kein bitter Wort
gibt sie. Was man sag oder sing,
zum Besten deut' sie alle Ding.
8 O Herr Christ, deck zu unsre Sünd
und solche Lieb in uns anzünd,
daß wir mit Lust dem Nächsten tun,
wie du uns tust, o Gottes Sohn.
Source: Antwort Finden in alten und neuen Liedern, in Worten zum Nachdenken und Beten: evangelisches Gesangbuch (Bayern, Mitteldeutschland, Thüringen) #413