1 Ein von Gott geborner Christ
wird auch herzlich lieben,
was von Gott gezenget ist
und ihm treu verblieben.
Wer den Vater liebt und hört,
sollte der wohl hassen,
was dem Vater angehört?
Das wird er wohl lassen.
2 Wenn ein wahres Gotteskind
solche Menschen siehet,
die auch Kinder Gottes sind,
o so grünt und blühet
in dem neugebornen Sinn
lauter holde Liebe,
er neigt sich zu ihnen hin
mit dem reinsten Triebe.
3 Wenn es nur von Jemand hört,
der den Vater kennet,
der den Sohn des Vaters ehrt
und ihn Heiland nennet;
so wird eine frohe Lust,
die mit Lieb verbunden,
in der gottergebnen Brust
innerlich empfunden.
4 Diese Lieb ist allgemein:
Freunde und Bekannte,
wenn sie Gottes Kinder sein,
hält sie für Verwandte;
ob sie arm sind oder reich,
edel, hoch, verachtet
dieses gilt ihr Alles gleich
und wird nicht betrachtet.
5 Gottes Bild und Christi Sinn,
der die Brüder schmücket,
zieht den Geist zu ihnen hin,
wenn er wird erblicket;
der verbindet Herz und Herz
so genau zusammen,
der erhöhet himmelwärts
die geweihten Flammen.
6 Kein Muths- und Bluts-Freundschaft
ist hier zu vergleichen,
es muß dieser Liebeskraft
alle Liebe weichen;
dies von Gott geknüpfte
Band wird so hoch geschätzet,
das man keinen andern Stand
an die Seit ihm setzet.
7 Trifft Verfolgung, Haß und Leid
die geliebten Brüder,
so empfinden jederzeit
die verbundnen Glieder,
die mit ihrem Oberhaupt
fest vereinigt stehen,
welches ihnen nicht erlaubt,
müßig zuzusehen.
8 Krönet Gott mit Gnad und Heil
eines seiner Lieben,
so wird andern auch ihr Theil
davon zugeschrieben;
jedes ist für sich bereit,
andern gern zu dienen,
weil nur Fried und Einigkeit
unter ihnen grünen.
9 Diese Liebe hilfet auf
Brüdern, die gefallen,
sie befördert ihren lauf,
wenn sie schwächlich wallen;
ja sie strecket sich so weit,
daß sie auch das Leben,
für die Brüder ist bereit,
in den Tod zu geben.
10 Herr, geuß dieses Balsamöl
reichlich auf die Erde,
daß ein Herz und eine Seel
aus den Deinen werde;
dämpfe Argwohn, Stolz und Neid,
die den Frieden stören,
laß und nichts von Zank und Streit
unter Brüdern hören.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #481