1 Du unbergreiflich höchstes gut,
An welchem liebt mein herz und muth,
Ich dürst, o lebensquell, nach dir,
Ach hilf! ach lauf! ach komm zu mir.
2 Wer winselt denn so ängstiglich?
Bist du's, a seele! suchst du mich?
Ic bin nicht fern; ich bin dir ja
Mit allen meinen gütern nah.
3 Ich bin ein hirsch, der durstig ist
vor grosser gitz; du Jesu! bist
Vor diesen hirsch ein seelen-trank:
Erquicke mich, denn ich bin krank.
4 Komm, mattes lamm! hir ist mein blut,
Das ist vor seelen krankheit gut.
O! trink es ohne scheu hinein,
Und thu, als wärs vor dich allein.
5 Ich schreye zu dir ohne stimm!
Ich seufze nur, o Herr, vernim,
Vernim es doch, o gnaden-quell!
Und labe meine dürre seel.
6 Ic weiß, o seele! deine quaal,
Ich kenne deiner seufzer zahl,
Und keiner ist umsonst geschehn;
Das soll dein thränend auge sehn.
7 Ein frisches wasser fehlet mir,
Herr Jesu! zieh, zieh mich nach dir,
Nach dir ein grosser durst mich treibt,
Ach wär ich dir schon einverleibt.
8 In seele, ja ich ziehe schon
Und selbst dein schwacher jammer-ton
Ist ein erhitzt und starker lauf,
Du kommst schon; und ich nehm dich auf.
9 Wo bist du denn, o bräutigam?
Wo weidest du, o Gottes-lamm?
An welchem brünnlein ruhest du?
Mich dürster, laß mich auch darzu.
10 Da, da ist meine ruh und weid,
Wo man nach meiner hülfe schreyt:
Da quillt der brunnen meiner gnad,
Wo man sonst keine hülf mehr hat.
11 Ich kan nicht mehr, ic bin zu schwach,
Ic schreye, dürst, und ruf dir nach.
Der hirsch muß bald gekühlet seyn:
Er ist ja dine und du bist sein.
12 Wohlan! so bist du recht geschickt,
So trinke denn und werd erquickt.
Hier ist mien herz! ich bleibe dein;
Und du sollst ewig meine seyn.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #337