1 Du, aller menschen Gott und Herr!
Dich will ich kindlich loben:
Du bist mein Gott nicht weniger,
Als deß den du erhoben.
2 Du setztest mich in einen stand,
Den sorgen stets begleiten.
Ich habe nichts, als diese hand,
Mein brad mir zu bereiten.
3 Doch ferne sey der stolz von mir,
Dich, Schöpfer, anzuklagen!
Auch diesen muth hab ich von dir,
Mein schwer geschick zu tragen.
4 Und dieß vertrau'n auf diene huld,
Und diese ruh der seele,
Womit ich kindlich, voll geduld,
Dir Vater, mich empfehle.
5 Du knüpfst ein glück an meinen fleiß,
Konntst du mir grössers geben?
Gesundheit ist der mühe preiß,
Und arbeit stärkt das leben.
6 Der hunger kennt des essens lust;
Der schlaf labt nur den müden.
Dies glück ist vielen unbewust;
Mir hast du es beschieden.
7 Von dir erbitt; ich reichtum nicht,
Nicht freyheit von geschäften:
Gib nur zur übung meiner pflicht
Ein nöthig maaß von kräften.
8 Die güter dieser welt sind dein:
Du theilst; wer kans verstehen?
O laß mein aug nicht neidisch seyn,
Nach andrer glück zu sehen!
9 Laß mich mit frommer redlichkeit
Mein tagwerk treu verwalten;
Und die von mir verschwend't zeit
Für einen diehstahl halten!
10 Ist mein lohn täglich aufgezehrt,
So laß mirs doch nicht grauen!
Der sperling lebt, von dir genährt:
Sollt' ich dir nicht vetrauen?
11 Mein herz soll, wenn die arbeit winkt
Voll andacht die begegnen:
Und wenn die sonne niedersinkt,
Gott, deine güte segnen.
12 Sey mein Erhalter, wenn den greis
Die kräfte einst verlassen:
Im alter wollst du meinen fleiß,
O Gott, nicht darden lassen!
13 Oft gönnest du mit einen blick
Ins land der ruh und freuden:
Wie wunderbar wirst du das glück
Des armen dort entscheiden?
14 Einst nah' ich mich mit heiter keit
Dem schlust von meinen tagen:
Mir wird dann zur erwünschten zeit
Die feyerstunde schlagen.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #744