1 Dort bebt in dunkler nacht zum ölbergs grunde
Mein Heiland hin, die juunger folgen ihm,
So zählte nie die erde eine stunde,
So tobte nie der allmacht heil'ger grimm;
Des feuers glut, der sünder lohn
Blitzt in des mittlers brust, sie faßt den Menschensohn.
2 Gethsemane, der fammelplatz von quaalen,
Empfängt den freund, der sonst gewohnten gast,
Der richter füllt des zornes feur', geschaalen
Mit eig'ner hand: wie berge stürzt die last
Auf ihn herab, die sünden macht
Zieht sich um Jesum her, wie finsterniß und nacht.
3 Er reisset sich aus seiner freunde mitte,
(Die trauer drückte ihre augen zu)
Der kummer wächst bey jedem bangen schritte,
Verdannt von ihm der seelen sanfte ruh.
Der unschuld braußt der ängste sturm,
Er stürzt den Gottmensch hin, er krümmt ihn, wie den wurm.
4 Dort liebet er auf seinem angesichte,
O anblick! er, der Starke, beuget sich.
Er nimt den kelch und trinkt die strafgerichte,
Er zittert laut, er fühlt den schlangenstich;
Beugt tiefer flammend auf ihn hin, in leiden ohne zahl.
5 Erschrock'ner sinn, tritt näher zu dem kampfe
Und lausche scharf: Die laute klage will't
Zum Vater auf, der sich in rauch und dampfe
Verhüll't; die starke donnerstimme hall't,
Der Gottmensch bebt, er sinket bin,
Voll ohnmacht tiefer noch sint er zum tode hin.
6 Verdrängt durch angst, entflieht der bangen quelle
Des lebensstrohms das reine Gottes blut:
Im herzen brennet feuer, ja der hölle
Gehäufte pein; es faßt die ew'ge glut
Das herz und drängt das blut hervor,
Dis netzt der sünder grund und bebt sie Gott empor.
7 Heil! erde, dir! du wiest mit Gott versöhnet,
Auf! jauchze laut, sieh'! was der mittler thut!
Der himmel staunt, Der schall der harfen tönet:
Gethesmens grund trinkt heut' versöhnungsblut!
Es wäscht den fluch der erde ab;
Die macht der sünden find't in dieser fluth ihr grab.
8 Verflucht seyst du, du schwarze brut der höllen,
Entfleuch, und suche deine heimat auf:
Ich bin versöhnt! dis blut soll mir vergällen
Der laster gift in meinem pilgrims-lauf.
Betrog'ne welt, o greise zu!
Des Heilands blut allein bringt dich zur wahren ruh'.
9 Ich sinke hin und bete an im staube,
Gethsemane wir mir ein paradies;
Wohl mir! es faßt dis blut mein schwacher glaube,
Nun bin ich meiner seligkeit gewiß.
Ich bete an, ich jauchze laut,
Des grossen Mittlers blut schuf mich zur himmelsbraut.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #740