1 Der bitt're Kelch und Myrrhen Weine
schmeckt einem Christen gut,
der kämpfet bis aufs Blut:
die Prob versüßt des Creuzes Peine,
dieweil man da findt lauter Sachen,
die Frieden machen.
2 Ein Christ weiß länger nicht zu sagen,
als nur von einer Stund,
daß Leiden ihn verwundt:
und läßt Gott and're Kost vortragen,
daß er im Frieden kan genesen,
so ists vergessen.
3 Doch muß der Glaub die Probe halten,
daß nicht entfall der Muth,
wenn er mit Fleisch und Blut
zu kämpfen hat auch dergestalten:
daß er sich findet aller Maaßen
ganz seyn verlassen.
4 Ein Kämpfer der einmal gesetzet
sein Theil zu diesen Spiel,
dem ist es nie zu viel,
wenn er gleich in dem Kampf verletzet:
er hat ha schon zuvor wein Leben
ganz hingegeben.
5 Die Rutter-Krone muß doch werden
den treuen Kämpfern dort,
nach dem Verheissungs-Wort:
weil sie in allen den Beschwerden,
wo sie sich einmal zu verschrieben,
sind true geblieben.
6 Blut, Feuer, Aengste, Hitz und Schläge
sind oft, anstatt der Beut,
den Kämpfern zubereit,
und wenn noch wird im Herzen rege
der alt' und böse Greu'l der Sünden,
muß überwinden.
7 Ein Kämpfer, der zur Fahn geschworen,
und sich ganz geben hin,
daß er im Kampf gewinn
den Sieg, wodurch er auserkohren,
zu tragen in des Himmels-Throne
die göld'ne Krone.
8 Drum muß den Kämpfern doch gelingen,
wie es auch gehen thut,
fältt ihnen nicht der Muth:
wer will den alten Feind bezwingen,
der muß auch in des Todes Rachen
nur seiner lachen.
9 Dein noch gefällt sein eigen Leben,
der bleibe nur zu Haus,
er hält den Kampf nicht aus:
denn diß muß man zu erst hingeben,
eh man sich denkt in Kampf zu wagen,
den Feind zu schlagen.
10 Wie viele seynd zu Schanden worden,
die statt die Sieges-Kron
bekleidt mit Spott und Hohn:
weil sie die rechte Krieges-Orden verachtet,
und ihr' eigne Sachen
nur thäten machen.
11 Wer Jacob will im Kampf nachgehen,
daß er Israels Nam
ererb aus seinen Stamm:
muß Weib und Kinder lassen stehen,
so kan er in dme Kampfe-Ringen
Gott selbst bezwingen.
12 Und kan den neuen Namen tragen,
so heisset Israel, weil
er in diese Stell
getreten, und den Kampf thüt wagen:
drum ist er auch im rechten Wesen
in Gott genesen.
13 Nun thut die Gnaden-Sonn aufgehen
nach einer schwarzen Nacht,
die er hat zugebracht
vor Gott im Kampf mit vielem Flehen,
da seine Härtigkeit gebrochen,
und ward gerochen.
14 So wird die Treu mit Gott belohnet,
der nicht im Kampf erweicht,
bis daß er hat erreicht:
daß GOTT nun selber bey im wohnet
und macht, daß auch selbst die Feinde
nun werden Freunde.
15 Lob, Preiß und Dank sey dem gesungen,
der mir erworben hat
die Fülle seiner Gnad:
so daß es mir bisher gelungen:
Er wolle mich nun ferner führen,
und selbst regieren.
16 Zu gehen fort auf rechten Wegen,
die lauter find und rein,
ohn allen Trug und Schein:
bis daß ich mich werd niederlegen,
und gänzlich von der Last der Erde
entbunden werde.
Source: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen liedern oder lob-gesängen #5