1 Das, was christlich ist, ju üben
Nimst du menschenkind! zu leict;
Ist dir nichts zurück geblieben?
Hast du denn das ziel erreicht?
Traue nicht dem falschen schein,
Willst du nict betrogen seyn;
Hast di alles wohl erwogen,
Dich auf Gottes wort bezogen?
2 Ehrbar seyn, die laster fliehen,
Davor auch ein heid ershrickt,
Um den nächsten sich bemühen
Wenn daraus ein nutzen blickt;
Freundlich thun, den zöllnern gleich;
Seyn an guten worten riech:
Hat noch keine rechte proben,
Es als heiligkeit zu loben.
3 Wann man ohne tadel lebet,
Und das aug nichts schelten kan;
Wann der sinn nach tugend strebet,
Feindet grobe laster an;
Lobt die frommen; liebt was gut;
Hat im leid gelinden muth:
Sollte zu der zahl der frommen
Nicht mit recht ein solcher kommen?
4 Gottesdienst, gebet, uns feuer;
Eine mild gewohnte hand;
Fleiß im amt, und reiche steuer;
Redlichkeit, der treue phand;
Recuht und strafe mit gebühr
Dem verbrechen schreiben für;
Und was gutes mehr zu preisen,
Kankein christenthum beweisen.
5 Nein! es ist ein göttlich wesen,
Eine geist gefüllte kraft;
Von der welt syn auserlesen,
Tragen Christi jüngerschaft;
Ohne scharten, schaum und spreu
Zeigen, daß man himmlische sey:
Der aus Gott ist neu geboren,
Ist in diese zunft erkohren.
6 Seele! willst du recht erlangen,
Was dich Christo öhnlich macht,
Und nicht an dem äussern bangen;
Meid der worte schein und pracht.
richte auf das herz dein aug,
Prüfe, ob es erwas taug;
Durch verleugnung mußt du gehen,
willst du Gottes reichthum sehen.
7 Wissen gottes sinn und willen,
Folgen seinem rath und zucht;
Seinen durst mit Jesus stillen;
Zeigen schöne liebes frucht,
Die der glaub umsonst gediert,
Ist, was unserm zweck gebührt,
Busse thun und heilig leben
ist wornach die christen streben.
8 Glauben ist ein grosses wunder,
Weil es Jesum an sich zieht:
Ist des neuen lebens zunder;
Eine burg dahin man flieht;
Wann der strenge Moses-stab
Wirst der hoffnung grund herab;
Da muß christi blut gedeyen,
Und vor uns um hülfe schreyen.
9 Ist der glaube angezündet,
Riecht er wohl, als eine blum:
Der mit gott sich nah verbindet,
Sucht nicht ruhm und eigenthum;
Brennt vor liebe niedrig, treu;
Trägt vor allen sünden scheu;
Steht vor Gott ganz aufgedeckt,
Da ein heuchler sich verstecket.
10 Findest du nun, lieber christ!
einen leeren bilderkram,
Ein verblendtes schaugerüste,
Drauf kein wahres wesen kam:
Bist du eitel, taub und blind,
Leicht zum bösen, wie der wind,
Ohne saft und geistes treiben,
Muß dein selbst-lob unterbleiben.
11 Ach Herr Jesu! laß uns wissen,
Wie man dir gefallen soll:
Mach uns guts zu thun geflissen,
Und des wahren glaubens voll:
Dein heil-werther rath und zug
Uns entdecke den betrug,
Da viel tausend sich bethören,
Meinend daß sie dein gebören.
12 Gieß den Geist in unsre seelen
Durch das wort, so feurig ist,
Und vom irrthum loß zu zehlen
Der vom fleisch verborgnen list.
Pruf und siehe wie es steh.
Daß kein schäflein untergeh:
Laß das urtheil einst erschallen,
Daß wir dir recht wohlgefallen.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #224