1 Brunnquell aller Gütigkeit,
Vater aller Gnaden!
sich doch auf das schwere Leid,
das mein Herz beladen.
Ich bin der verlorne Sohn,
und das Kind der Sünden.
Gieb mir nicht verdienten Lohn,
laß mich Gnade finden.
2 Ach! ich fühle Qual und Schmerz;
weil ich so betrübet
dein getreues Vaterherz,
das mich so geliebet.
Ach! ich habe Tag und Nacht
in dem Lasterleben
alle Güter durchgebracht,
die du mir gegeben.
3 Meine Sünd ist stets vor mir,
der ich nachgewandelt;
wider dich, Herr! und vor
dir hab ich mißgehandelt,
Vater, der mein Heil begehrt;
dir will ich bekennen:
Vater, ach! ich bin nicht werth,
mich dein Kind zu nennen.
4 Vater, der an Gnade reich,
brünstig im Erbarmen!
Mache mich den Knechten gleich,
hilf, ach hilf mir Armen!
Siehe doch die Hungersnoth,
die die Seele plaget.
Reiche mir dein Gnadenbrod,
eh mein Herz verzaget.
5 Sieh ich falle nackt und bloß,
Vater! for dier nieder.
Deine Treu ist ewig groß,
tröste mich doch wieder;
wiel ich sonst verschmachten muß
in der Angst der Sünden.
Laß den süßen Liebeskuß
meine Seel empfinden.
6 Ziere meine Glaubenshand
mit des Geistes Ringe:
gieb daß mir dies Liebespfand
Trost und Freude bringe;
meinen Fuß bereite du,
deine Bahn zu gehen;
führ ihn nach dem Himmel zu,
dies ist, Herr! mein Flehen.
7 Schenke mir das schöne Kleid,
das dein Sohn erworben,
als er aus Barmherzigkeit
für die Welt gestorben.
Laß dein theures Gnadenmahl
mich im Glauben schmecken,
und mir wider alle Qual
Freud und Trost erwecken.
8 Herr, mein Gott! verwirf mich nicht,
Vater aller Güte,
dessen Herz aus Liebe bricht!
Tröste mein Gemüthe.
Hilf mir aus der Sündennoth,
die mein Herz umgeben.
Sprich: Mein Sohn! du warest lobt,
und sollst wieder leben.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #360