1 Ach! was ist doch unser leb'n?
Nichts als nur im elend schweb'n;
Wenn es gut gewesen ist,
Ist es müh zu jeder frist.
2 Ach was ist doch unsre zeit?
Nichts als nur ein steter streit;
Da nur eins das and're haßt,
Da kein friede, ruh noch rast.
3 Was ist unsre frömmigkeit?
Eine unvollkommenheit;
Niemand kan damit bestehn,
Wenn Gott ins gericht will gehn.
4 Ach was ist doch gut und geld?
Nichts als was sich selbst vergällt;
Heute reich und morgen arm,
Reichthum bringet sorg und harm.
5 Ach was ist doch amt und ehr?
Nur ein leben mit beschwer:
Wer viel gaben hat allhier,
Wird geneidet für und für.
6 Ach was ist doch menschengunst?
Nur ein blauer nebeldunst;
Lieber trau dem freunde nicht,
Weil auch bruder-blaube bricht.
7 Ach was ist doch frölichkeit?
Nur ein bote von dem leid;
Seht, wie mancher schnell hinstirbt
Und an leib und seel verdirbt.
8 Ach wie vieles herzeleid
Bringt und oft der haß und neid!
Hier ist zorn, verläumdung dort,
Und so geht es fort und fort.
9 Ach wie krank und ungesund
Sind wir menschen manche stund!
Schmerzen preßt ein jedes glied
Und macht un von seufzen müd.
10 Ach was ist doch unser tod?
Nur ein ende aller noth;
Da wir ohne creutz und pein
Bye Gott können ewig seyn.
11 Darum freu ich mich allzeit
Aur die wahre himmels-freud;
Da uns gar nichts mangeln wird,
Da nur freude wird verspührt.
12 Freude, die kein ohr berührt,
Die das herze nie gespührt,
Freude in und äusserlich1
Auf die freude freu ich mich.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #544