1 Ach, mein Herr Jesu, dein Nahesein
bringt großen Frieden ins Herz hinein;
und dein Gnadenanblick macht uns so selig,
daß auch's Gebein darüber fröhlich
und dankbar wird.
2 Wir sehn dein freundliches Angesicht
voll Huld und Gnade wohl lieblich nicht;
aber unsre Seele kann's schon gewahren:
du kannst dich fühlbar g'nug offenbaren,
auch ungesehn.
3 O wer nur immer bei Tag und Nacht
dein zu genießen recht wär bedacht!
der hätt ohn Ende von Glück au sagen,
und Lieb und Seele müßt immer fragen>
Wer ist wie du?
4 Barherzig, gnädig, geduldig sein,
uns täglich reichlich die Schuld verzeihn,
heilen, still'n und trösten, erfreuen und segnen,
und unsrer Seele als Freund begegnen,
ist deine Lust.
5 Ach gieb an deinem kostbaren Heil
uns alle Tage vollkommen Theil,
und laß unsre Seele sich immer schicken
aus Noth und Liebe nach dir zu blicken
ohn Unterlaß.
6 Und wenn wir weinen, so tröst und bald
mit deiner blutigen Todsgestalt;
ja, die laß uns immer vor augen schweben
und dein wahrhaftiges Inunsleben
zu sehen sein.
7 Ein herzlichs Wesen und Kindlichkeit
sie unsre Zierde zu aller Zeit,
und die Blutbesprengung aus deinen Wunden
erhalt uns solche zu allen Stunden
der Freud und Leib.
8 So werden wir bis in Himm'l hinein
mit dir vegnügt wie die Kindlein sein;
muß man gleich die Wangen noch manchmal netzen:
wenn sich das Herz nur an dir stets setzen
und stillen kann.
9 Du reichst uns deine durchgrabne Hand,
die so viel Treue an uns gewandt,
daß wir beim Drandenken beschämt dastehen
und unser Auge muß zübergehen
vor Lob und Dank.
10 Der Küß von deinem erblatzten Mund
macht und erhält unser Herz verwundt,
und die Ueberströmung mit deinem Blute macht
uns nach Seele, Leib, Sinn und Muthe
dir ähnlich sein.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #321