1 Kein stündlein geht dahin,
Es liegt mir in dem sinn,
Ich bin auch immer, wo ich bin,
Daß mich der tod
Wird setzen in die letzte noth.
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
2 Hier ist kein auffenthalt,
Der tod hat die gewalt,
Er frißt und würget jungund alt;
Er reißt uns fort
Aus unsern orden, stand und ort.
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
3 Kein rath, kein arzeney,
Kein weinen noch geschrey;
Kein bruder kan mich machen frey,
In aller welt
Ist nichts, das endlich mich erhält.
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
4 Kein reichtum, geld noch gut,
Kein kühner heldenmuth
Hilft vor des todes grimm und wuth:
all ehr und gunst
Und macht vor ihm ist ganz umsonst.
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
5 Was schmerz, was angst und pein,
O Gott! wird um mich seyn,
Wenn nun der tod wird brechen ein!
Wer wird alsdenn
Mit trost sich meiner nehmen an?
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
6 Wenn mein gewissens-buch
Und des gesetzes fluch,
Wenn sünd und satan zum versuch
Tritt wider mich,
Wer ist, der mein erbarmet sich?
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
7 Wenn sprach', verstand und sinn
Auf einmal fällt dahin,
Und ich nicht mehr bin, der ich bin:
Wer ruft mir zu,
Wenn mir der schmerz läßt keine ruh?
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
8 Wenn meiner augen licht
Mir ferne leuchtet nicht
Und mit das herz im leibe bricht,
Vor angst und quaal;
Wer führt mich durch das finstre thal?
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
9 Herr Jesu, du allein
Solst mir in todes-pein
Die beste hülf und labsal seyn;
Auf dich will ich
Die welt gesgnen ewiglich.
Ach Gott! wenn alles mich verläßt;
So thue du bey mir das best.
10 Herr Jesu, nim mich auf
Zu dir in himmel nauf,
Wenn ich vollendet meinen lauf;
Ich ruf zu dir,
So lang ein odem ist in mir.
Ach Gott, wenn alles mich verläßt,
So thue du bey mir das best.
Text Information | |
---|---|
First Line: | Kein Stündlein geht dahin |
Language: | German |
Publication Date: | 1826 |
Topic: | Vom Tode und der Auserstehung; Death and Resurrection |