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570. Ich bin ja, Herr, in deiner macht

1 Ich bin ja Herr, in deiner macht,
Du hast mich an das licht gebracht,
Da unterhältst mir auch das leben:
Du kennest meiner tage zahl,
Weißt wenn ich diesem jammerthal
Auch wieder gute nacht muß geben:
Wo, wie und wenn ich sterben soll,
Das weißt du, Vater, mehr als wohl.

2 Wen hab ich nun, als dich allein,
Der mir in meiner letzten pein
Mit trost und rath weiß beyzuspringen?
Wer nimt sich meiner seelen an,
Wenn nun mein leben nichts mehr kan,
Und ich muß mit dem tode ringen,
Wenn aller sinne kraft gebricht?
Thust du es, Gott, mein Heiland nicht?

3 Mich dünkt, da lieg ich schon vor mir,
In grosser hitz, ohn kraft und zier,
Mit höchster herzensangst befallen;
Gehör und rede nehmen ab,
Die augen werden mir ein grab;
Doch kränkt dir sünde mich vor allen.
Des satans anklag hat nicht ruh,
Setzt mir noch mit versuchung zu.

4 Ich höre der posaunen ton,
Und seh auch den gerichts-tag schon,
Der mir auch wird ein urtheil fällen.
Hier weiset mein gewissens-buch
Da aber des gesetzes fluch,
Mich sündenkind hinab zur höllen,
Da, wo man ewig, ewig bleibt,
Ach, jammer, angst und wehe schreyt.

5 Kein geld noch gut errettet nich:
Umsonst erbiet ein bruder sich
Den andern hie erst los zu machen;
Er muß es ewig lassen stehn,
Wir werden ewig nicht entgehn,
Kriegt einmal uns der höllen rachen.
Wer hilft mir sonst in dieser noth;
Wo du nicht, Gott, du todes tod!

6 Der teufel hat micht macht an mir,
ich habe blos gesündigt dir,
dir, der du missethat vergiebest.
Was mäst sich satan dessen an,
Der kein gesetz mir geben kan?
Nichts hat an dem, was du Herr, liebest?
Er nehme das, was sein ist, hin;
Ich weiß daß ich des Herren bin.

7 Herr Jesu, ich dein theures gut,
Bezeug es selbst mir deinem blut,
Da≈≈ß ich der sünden nicht gehört:
Was schont denn satan meiner nicht,
Und schreckt mich durch das zorn-gericht?
Komm, rette deines leidens ehre;
Was giebest du mich fremder hand,
Und hast so viel an mich gewandt?

8 Nein, nein, ich weiß gewiß mein Heil,
Du lässets mich dein wahres theil,
Zu tief in deinen wunden sitzen:
Hier lach ich aller macht und noth:
Es mag gesetz, höll oder tod
Auf mich her donnern oder blitzen.
Dieweil ich lebe, bin ich dein,
Im tod kan ich keins fremdne seyn.

Text Information
First Line: Ich bin ja, Herr, in deiner macht
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Tode und der Auserstehung; Death and Resurrection
Tune Information
(No tune information)



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