1 Du, eitle jugend, wimmre heut
Ein klaglied in die luft!
Entreisse dich der eitelkeit,
Und weine an der gruft.
Ein todter jüngling lieget heir!
O höre, wie er dir und mir
Mit blassen lippen ruft:
2 Komm, jungend, schaue mich im tod,
Und denk; so werd' auch ich!
Kein jugendliches morgenroth,
Kein alter rettet dich:
Denkt deine stolze brust, sie sey
Noch lange vor dem tode frey?
So komm, und schaue mich!
3 Gedanke voll erschütterung!
Wir werden, was du bist!
Jung warst du, wie die unschuld, jung,
Schön, wie die tugend ist,
Mit thränen schreiben wir, mit blut
Auf seinen leichenstein: hier ruht
Ein jüngling und ein christ.
4 Schwer, wie ein hügel, liegt auf mir
Die last der eitelkeit;
War nicht der jüngling einst, wie sir,
Ein bürger dieser zeit:
Kühn war sein heldenherze, kühn,
Und tapfer wie in Lybien
Der junge löw' im streit.
5 Und jetzt wie sehnenlos! wie tod!
Wie blind der augenpaar!
Wo ist der wangen purpurroth?
Und wo sein lockigt haar?
Hier in dem sarge modern sie,
Und jede offne schönheit, die
Dem jüngling neid gebahr.
6 Auf starken achsein tragen wir
Dei frühe leiche fort,
Doch bald ersinken wir, auch wir1
Vom todtenvollen wort:
Zum sterben, jüngling, schicke dich!
O freund, dann tragen dich und mich
Noch stärkre achseln fort.
7 Schon senkt man in die gruft hinab
Den sarg. Der schmerz erwacht,
Wie ein gewapneter, an grab,
Und schreyet: gute nacht!
Wir streuen blumen auf die gruft,
Und unser volles herze ruft:
O jüngling, gute nacht!
8 Dir thränen rollen vom gesicht,
Und seufzen stumm zu Gott:
Entzieh' und deine hülfe nicht
In unsrer todesnoth.
Gedenke nicht der missethat,
Der sünden, die die jugend than;
Dann ist der tod mir schlaf.