1 Tief im fels sich gründen,
Zweifel überwinden,
Sehn wo nichts zu sehn,
Drohungen und locken,
Herz und ohr verstocken,
Und den dunst verschmähn,
Der die welt
Vom licht abhält,
Prüfung gern dem licht erlauben,
Heißt bey christen> glauben.
2 Mit zur fahne schwören,
Gnade loben hören,
Beym gebete seyn,
Pflicht und tugend lieben,
Guten umgang üben,
Uebers wort sich freu'n;
Nie den ruhm thäten rauben,
Heißt mir noch nicht glauben.
3 O! geheimse wesen,
Das Gott auserlesen
Manschen zu erneu'n1
Möcht ich deind höhen
Und die tiefen sehen,
Und dein wurdig seyn!
Hier bin ich!
Koth führe mich,
Geist der wahrhiet und der stärke!
Zu dem wunderwerke.
4 Komm, den grund zu prüfen:
Glaube wächst in tiefen,
An der bäche lauf.
Komm, die kraft zu sehen:
Glaube wächst zu höhen
Stolzer cedern auf
Und sine stamm
Ist wundersam:
Glaube beugt sich keinem sturme;
Und doch jedem wurme.
5 Herr, du zeigst's von ferne,
Gib, daß ich nun lerne
Diests bild verstehn.
Heiß mich nun zur quelle,
Nicht nur an die schwelle,
Deiner gnade gehn.
Ich will nicht,
Wei's oft geschicht,
Bey den s¨¨ssen glaubenslehren
Mich mit winde nähren.
6 Nicht mir, dir zum ruhme
Bin ich eine blume
Niedrig in den thal.
Eig'ne höhen tödten,
Und der schwung von Eden,
Den die schlang empfahl,
Bringt mich nicht
Zu höherm licht.
Denn in meinem nichts und staube
Wächst allein mein glaube.
7 In den tiefsten gründen
Werd' ich höhlen finden,
Da mich niemand stört.
Und in stillen bainen
Will ich bäche meinen,
Die Gott tauschen hört.
Ich geh' nur die fünderspur,
Weil zerknirschung, trhänen, ringen
Mich zum glauben bringen.
8 Wird in dieser aue
Mit des himmels thaue
Meine saat getränkt:
Und wird das gesilde
Auch durch donner milde,
Und durch zaun umschränkt:
O! so sucht
Gott seine frucht
Durch den neuen baum des lebens
Nicht an mir vergebens.
9 Ströme milder regen,
Und der sonne segen!
Bringt den saft in lauf.
Dis und deine mühe,
Holder gärtner, ziehe
Mich zu Gott hinauf.
Deine hand
Ist es bekant,
Welcher ranke nahrung raube.
Und so mächst mein glaubt.
10 Was sein haupt erhebet,
O mein gärtner, bebet,
Auch bey stürmen leicht:
Ausser, wo die höhen
Auf dem stamme stehen,
Der der ceder gleicht.
Gib mir doch
Mit deinem joch
Auch die starke kraft zum bleiben,
Und den feind zu treiben.
11 Diese kraft von innen
Schliesse meine sinnen
Für dem schwindel zu:
Kraft von Gott bringt freuden.
Augen drinnen weiden,
Nimt dem geist die ruh.
Ich bin nichts.
Die quell des lichts
Hat mir einen strahl verliehen,
Der kan wieder fliehen.
12 Doch ich will ihn halten.
Werd' ich nicht erkalten,
Wird die liebe glühn,
Werd' ich früchte zeigen,
Nicht im beten schweigen,
Wider feinde ziehn,
Wachsam syn,
Mich nicht zerstreuen,
Und vor allen mich nicht blehen;
Werd ich wohl bestehen.
13 Herzog deiner heere,
Präge deine lehre,
In die seele ein.
Du hast selbst geglaubet,
Und dir nicht erlaubet
Ungeübt zu seyn.
Ich will trau'n
Und dann einst schaun;
Nur daΩß deine treue fahne
Mir die strasse bahne.
Text Information | |
---|---|
First Line: | Tief im fels sich gründen |
Language: | German |
Publication Date: | 1826 |
Topic: | Von der Rechtfertigung und dem daher entstehenden Frieden; Justification and the Resulting Peace |