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254. Ich will von meiner missethat

1 Ich will von meiner missethat
Zum Herren mich bekehren.
Du wollest selbst mir hülf und rath
Hierzu, o Gott! bescheren,
Und deines guten Geistes kraft,
Der neue herzen in uns schaft,
Aus gnaden mir gewähren.

2 Natürlich kan ein mensch doch nicht
Sein elend selbst empfinden,
Er ist ohn' deines Geistes licht
Blind, taub und tod in sünden:
Verkehrt ist will, verstand und thun;
Des grossen jammers wollst du nun,
O Vater, mich entbinden.

3 Klopf durch erkenntniß bey mir an,
Und führe mir wohl zu sinnen,
Was böses ich vor dir gethan,
Du kanst mein herz gewinnen:
Daß ich aus kummer und beschwer
Laß über meine wangen her
Viel heisse thränen rinnen.

4 Wie hast du doch auf mich gewandt
Den reichthum deiner gnaden,
Mein leben dank' ich deiner hand;
Die hat mich überladen,
Mit ehr, gesundheit ruh und brod:
Du machst, daß mir noch keine noth
Bisher hat können schaden.

5 Du hast in Christo mich erwählt,
Tief aus der höllen fluthen;
Es hat mir sonsten nicht gefehlt
An irgend einem guten;
Bisweilen bin ich auch dabey,
Daß ich nicht sicher leb und frey,
Gestäupt Mit vater-ruthen.

6 Hab ich dann nun auch gegen dir,
Gehorsams mich beflissen?
Ach nein, ein anders saget mir
Mein herz und mein gewissen,
Darin ist leider nichts nichts gesund,
An allen orten ist es wund
Vom sünden-wurm gebissen.

7 Die thorheit meiner jungen jahr,
Und alle schnöde sachen,
Verklagen mich zu offenbar:
Was soll ich armer machen?
Sie stellen, Herr, mir vors gesicht
Dein unerträglich zorn-gericht,
Der höllen offnen rachen.

8 Ach! meine greuel allzumal
Schäm ich mich zu bekennen,
Ich haben weder maaß noch zahl,
Ich weiß sie kaum zu nennen,
Und ist hier keiner noch so klein,
Um welches willen nicht allein
Ich ewig müsse brennen.

9 Bisher hab ich in sicherheit
Fest unbesorgt geschlafen,
Gesagt: es hat noch lange zeit,
Gott pflegt nicht bald zu strafen;
Er fähret nicht mit unsrer schuld,
So strenge fort; es hat geduld
Der hirt mit seinen schaafen.

10 Jetzt aber alles ist erwacht;
Mein herz will mir zerspringen;
Ich sehe deines donners macht,
Dein feuer auf mich dringen,
Du regest wider mich zugleich
Des todes und der höllen reich,
Die wollen mich verschlingen.

11 Wo bleib ich denn in solcher noth?
Nichts helfen thor und riegel;
Wo flieh ich hin? du morgen-roth!
Ertheil mir deine flügel:
Verbirg mich, o du fernes meer;
Bedecket mich, fallt auf mich her,
Ihr klippen, berg und hügel.

12 Ach! all's umsonst, und wann ich gar
Könt in den himmel steigen,
Und wieder in der höll, alldar,
Mich zu verkriechen neigen:
Dein auge dringt durch alles sich,
Du wirst da meine schand und mich,
Der lichten sonne zeigen.

13 Herr Jesu, nim mich zu dir ein,
Ich flieh in deine wunden,
Laß mich da eingeschlossen seyn,
Und bleiben alle stunden;
Dir ist ja, o du Gottes-Lamm,
All meine schuld am creutzes-stamm,
Zu tragen, aufgebunden.

14 Diß stell du deinem Vater für,
Das er sein herze lenke,
Daß er sich gnädig kehr zu mir,
Richt meine sünden denke,
Und wegen dieser straf und last,
Die du auf dich genommen hast,
Ins meer sie alle sinek.

15 Hierauf will ich zu jederzeit
Mit ernst und sorgfalt meiden,
Die böse lust und eitelkeit,
Und lieber alles leiden,
Dann daß ich sünd aus vorsatz thu.
Ach Herr! gib du stets kraft darzu,
Bis ich von hier werd scheiden.

Text Information
First Line: Ich will von meiner missethat
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der wahren Busse und Bekehrung; True Repentance and Conversion
Notes: Mel. Es ist gewißlich an d.
Tune Information
(No tune information)



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