1 O höchster und gerechter Gott,
Du Vater aller gnaden,
Wir kommen jetzt in unsrer noth,
Mühselig und beladen,
Wir suchen, Herr, dein angesicht,
Verwirf uns arme kinder nicht,
Ach laß uns gnade finden.
2 Du warst uns zwar von ewigkeit
In Christo schon gewogen,
Und deine huld hat in der eit
Uns auch zu dir gezogen:
Dein sohn hat uns gar theur erkauft,
Und du hast uns, da wir getauft,
Zu kindern angenommen.
3 Ach aber dir ist auch bewußt,
Wie treulos wir gehandelt,
Und wie wir nach des fleisches lust
In eiteikeit gewandelt!
Wie schlecht bist du nov uns geliebt?
Wie oft, ach leider! oft betrübt
Durch unsre viele sünden!
4 Jetzt zeigt sich unser schuldenbuch,
Das herz will uns verdammen;
Dein wort spricht über uns den fluch,
Und droht mit höllenflammen;
Ach jetzt will deines zornes fluth
Und deines feuereifers gluth
Auf unsre seele dringen.
5 Wer rettet uns in dieser noth?
Wer schützt vor fluch und sterben?
Wer söhnt uns aus mit unserm Gott?
Wer hilft uns vom verderben?
Wer änders unser böses herz?
Wer heilet unsern seelenschmerz
Und des gewissens wunden?
6 Herr Jesu, aller sünder heil,
Du kanst allein uns rathen;
Ach hilf uns von dem schnöden greu'l
Gehäuster missethaten!
Wir fliehn zu dir, getreuer hirt!
Wir, deine schäflein, sind verirrt:
Willst du uns sterben lassen?
7 Ach nein! das willst, das kanst du nicht,
Du bist für uns gestorben.
Wie? daß dein herz für uns nicht bricht,
Die du so theur erworben?
Doch ja, jetzt brichts im leibe dir,
Und ruft uns zu: Kommt her zu mir,
Ich, ich, will euch erquicken.
8 Nun, Herr, so kommen wir zu dir,
Und fallen dir zu fusse;
Eröffne uns der gnaden thür,
Und nim an unsre busse:
Nim unser herz zu eigen hin,
Verändre geist gemüth und sinn,
Und heile unsre seele!
9 Hie ist das herz, und hand und mund,
Dis soll, dis wir erkalten,
Den jetzt erneuten liebesbund
In reiner treue halten.
Weg fleischeslust, weg eitelkeit!
Das herz bleibt Jesu nur geweiht,
Und ewig ihn ergeben.
10 Gott Heilger Geist, Laß deine kraft,
die in den guten werken
Das wollen und vollbringen schafft,
Zu diesem zseck uns stürken!
Hilf unster glöden schwachheit auf,
Und laß in unserm ganzen lauf
Uns Jesu treu verbleiden!
11 Ach lieben eltern, seufzt und schreyt,
Daß Gott uns kraft verleihe;
Und die ihr sonst zugegen seyd,
Fleht auch für uns um treue:
Ja, kommt und tretet mit zum bund,
Gelobt und schwört mit herz und mund,
Dem Heiland treu zu dienen.
12 Du seelenhirt, Herr Jesu Christ,
Du trost gebeugter sünder,
Schon doch, weil du voll liebe bist,
Auf diese deine kinder!
Erhöre doch ihr thrüanend schreyn,
Ach nim sie auf, sie find ja dein,
Und schäflein deiner heerde.
13 Erleucht und heil'ge ihr gemüth
Durch deines Geistes gnade,
Und leite sie durch deine güt
Auf deiner wahrheit pfade:
Laß ihrer keines irre gehn,
Hoch in dem rath der sünder stehn,
Herr, stärke sie im glauben!
14 Doch schenke uns auch deine huld,
Laß uns auch gnade finden:
Ach! richt uns nicht nach unster schuld,
Vergib uns unsre sünden!
Zwar unsre untreu ist zu groß
Wir find voll elend, nacht und bloß;
Doch du bist voll erbarmen.
15 Wir alle kommen jetzt vereint
In wahrer buß und reue
Zu dir, holdselger seelenfreund,
Und schwören beßre treue!
Ach hilf du uns durch deine kraft,
Und laß uns gute ritterschaft
Bis an das ende üben.
Text Information | |
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First Line: | O höchster und gerechter Gott |
Language: | German |
Publication Date: | 1826 |
Topic: | Vom Göttlichen Worte; The Divine Word |
Notes: | Mel. Mein herzens Jesu, m. |