Text: | Werde munter, mein Gemüthe |
Author: | Johann Rist |
1 Werde munter mein Gemüthe,
und ihr Sinnen geht herfür,
daß ihr preiset Gottes Güte,
die Er hat gethan an mir,
da Er mich den ganzen Tag
für so mancher Sorg und Plag',
hat erhalten und ergötzet
daß mich Satan nicht beschmitzet
2 Lob und Dank sei Dir gesungen,
Vater der Barmherzigkeit,
daß mir ist mein Werk gelungen,
daß Du mich vor allem Leid
und vor Sünden mancher Art
so getreulich hast bewahrt,
auch die Feind' hinweg getrieben,
daß ich umbeschädigt blieben.
3 Keine Klugheit kann ausrechnen
Deine Gü't und Wunderthat,
ja kein Redner kann aussprechen,
was Dein' Hand erwiesen hat,
Deiner Wohlthat ist zu viel,
sie hat weder Maaß noch Ziel,
ja, Du hast mich so geführet,
daß kein Unfall mich berühret.
4 Dieser Tag ist nun vergangen,
die betrübte Nacht bricht an,
es ist hin der Sonnen Prangen,
so uns all' erfreuen kann,
stehe mir o Vater, bei,
daß Dein Glanz stets vor mir sei,
und mein kaltes Herz erhitze,
ob ich gleich im Finstern sitze.
5 Herr, verzeihe mir aus Gnaden
alle Sünd' und Missethat,
die mein armes Herz beladen
und so gar vergiftet hat,
daß auch Satan durch sein Spiel
mich zur Höllen stürzen will;
da kannst Du allein erretten,
strafe nicht mein Uebertreten.
6 Bin ich gleich von Dir gewichen,
stell' ich mich doch wieder ein,
hat uns doch Dein Sohn verglichen
durch sein' Angst und Todespein.
Ich verläugne nicht die Schuld;
aber Deine Gnad' und Huld
ist viel größer als die Sünde,
die ich stets in mir befinde.
7 O Du Licht der frommen Seelen,
o Du Glanz der Ewigkeit,
Dir will ich mich ganz befehlen
diese Nacht und allezeit.
bleibe doch, mein Gott, bei mir,
weil es nunmehr dunkel schier,
da ich mich so sehr betrübe,
tröste mich mit Deiner Liebe.
8 Schütze mich fürs Teufels Netzen,
für der Macht der Finsterniß,
die mir manche Nacht zusetzen
und erzeigen viel Verdrieß;
laß mich Dich, o wahres Licht!
nimmermehr verlieren nicht,
wenn ich Dich nur hab' im Herzen,
fühl ich nicht der Seelen Schmerzen.
9 Wenn mein' Augen schon sich schließen
und ermüdet schlafet ein,
muß mein Herz dennoch geflissen
und auf Dich gerichtet sein.
Meiner Seelen mit Begier,
träume stets, o Gott, von Dir,
daß ich fest an Dir bekleibe,
und auch schlafend Dein verbleibe.
10 Laß mich diese Nacht empfinden
eine sanft' und süße Ruh',
alles Uebel laß verschwinden,
decke mich mit Segen zu,
Leib und Seele, Muth und Blut,
Weib und Kinder, Hab und Gut,
Freunde, Feind' und Hausgenossen
send in Deinen Schutz geschlossen.
11 Ach, bewahre mich vor Schrecken,
schütze mich vor Ueberfall,
laß mich Krankheit nicht aufwecken,
treibe weg des Krieges Schall,
wende Feu'r und Wassers-Noth,
Pestilenz und schnellen Tod,
laß mich nicht in Sünden sterben,
noch an Leib und Seel verderben.
12 O! Du großer Gott, erhöre,
was Dein Kind gebeten hat:
Jesu, den ich stets verehre,
bleibe ja mein Schutz und Rath,
und mein Hort, Du werther Geist,
der Du Freund und Tröster heißt,
höre doch mein sehnlich Flehen!
Amen, ja, das soll geschehen!
Text Information | |
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First Line: | Werde munter, mein Gemüthe |
Author: | Johann Rist (1667) |
Language: | German |
Publication Date: | 1848 |
Topic: | Gesänge zum Abend-Segen; Songs for the Evening Blessing |
Notes: | Mel. Werde munter mein Gemüthe |