Text: | Ich will von meiner Missethat |
Author (attributed to): | Johann Angelus |
1 Ich will von meiner Missethat
zum Herren mich bekehren.
Du wollest selbst mir Hülf' und Rath
hierzu, o Gott, bescheren,
und Deines guten Geistes Kraft,
der neue Herzen in uns schafft,
aus Gnaden mir gewähren.
2 Natürlich kann ein Mensch doch nicht
sein Elend selbst empfinden,
er ist ohn' Deines Geistes Licht
blind, taub und todt in Sünden,
verkehrt ist Will, Verstand und Thun;
des großen Jammers komm, mich nun,
o Vater, zu entbinden.
3 Klopf durch Erkenntniß bei mir an,
und führ mir wohl zu Sinnen,
was Böses ich vor Dir gethan,
Du kannst mein Herz gewinnen,
daß ich aus Kummer und Beschwer
laß über meine Wangen her
viel heiße Thränen rinnen.
4 Wie hast Du doch auf mich gewandt
den Reichthum Deiner Gnaden!
mein Leben dank' ich Deiner Hand,
die hat mich überladen
mit Ruh, Gesundheit, Ehr' und Brod;
Du machst, daß mir noch keine Noth
bis hieher können schaden.
5 Hast auch in Christo mich erwählt
tief aus der Höllen-Fluthen,
daß niemals mir es hat gefehlt
an irgend einem Guten;
und daß ich ja Dein eigen sei,
hast Du mich auch aus bloßer Treu
gestäupt mit Vaters Ruthen.
6 Wer giebt den Kindern, was Du mir
gegeben zu genießen?
schenk' aber ich Gehorsam Dir?
das zeuget mein Gewissen,
mein Herz, in welchem nichts gesund,
das tausend Sünden=Würme wund
bis auf den Tod gebissen.
7 Die Thorheit meiner jungen Jahr',
und alle schnöde Sachen,
verklagen mich zu offenbar,
was soll ich Armer machen!
Sie stellen, Herr, mir vor's Gesicht
Dein unerträglichs Zorn-Gericht
und offnen Höllen-Rachen.
8 Ach! meine Gräuel allzumal
schäm' ich mich zu bekennen,
ich ist ihr'r weder Maaß noch Zahl,
ich weiß sie nicht zu nennen,
und ist ihr'r keiner doch so klein,
um welches willen nicht allein
ich ewig müßte brennen.
9 Bisher hab' ich in Sicherheit
fein unbesorgt geschlafen,
gesagt: es hat noch lange Zeit,
Gott pflegt nicht bald zu strafen,
Er fähret nicht mit unsrer Schuld
so strenge fort, es hat Geduld
der Hirt mit seinen Schaafen.
10 Dies Alles jetzt zugleich erwacht,
mein Herz will mir zerspringen,
ich sehe Deines Donners Macht,
Dein Feuer auf mich dringen:
Du regest wider mich zugleich
des Satans und der Höllen Reich,
die wollen mich verschlingen.
11 Die mich verfolgt, die größe Noth,
fährt schnell ohn' Zaum und Zügel.
Wo flieh ich hin? du Morgenroth,
ertheil' mir deine Flügel!
verbirge mich du fernes Meer!
stürzt hoch herab, fallt auf mich her,
ihr Klippen, Berg und Hügel.
12 Ach! nur umsonst, und könnt' ich gleich,
bis in den Himmel steigen,
und wieder in der Höllen Bauch,
mich zu verkriechen neigen;
Dein Auge bringt durch Alles sich,
Du wirst da meine Schand
und mich der lichten Sonne zeigen
13 Herr Jesu! nimm mich zu Dir ein,
ich flieh in Deine Wunden,
dir Du, o Heiland! wegen mein
am Creuze hast empfunden,
als unser Aller Sünden Müh' Dir,
o Du Gottes Lamm! ward sie
zu tragen, aufgebunden.
14 Wasch' mich durch Deinen Todes-Schweis
und Purpur-rothes Leiden,
und laß mich sauber sein und weiß
durch Deiner Unschuld Seiden.
Von wegen Deiner Creuzes-Last
erquick', was Du zermalmet hast,
mit Deines Trostes Freuden.
15 So angethan will ich mich hin
vor Deinen Vater machen;
ich weiß er lenket seinen Sinn,
und schaffet Rath mir Schwachen;
er weiß was Fleisches Lust und Welt,
und Satan uns für Netze stellt,
die uns zu stürzen wachen.
16 Wie werd' ich mich mein Lebenlang
vor solcher Plage scheuen,
durch Deines guten Geistes-Zwang,
den Du mir woll'st verleihen,
daß er von aller Sünden-List
und dem, was Dir zuwider ist,
helf' ewig mich befreien.
Text Information | |
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First Line: | Ich will von meiner Missethat |
Author (attributed to): | Johann Angelus |
Language: | German |
Publication Date: | 1848 |
Topic: | Gesänge von der Buße, Beichte und Absolution; Songs of Penance, Confession and Absolution |
Notes: | Nach andern: Luise Henriette, Churfürstin von Brandenburg, 1667; Mel. Es ist gewißlich an der Zeit |