617. Herr und Gott der Tag und Nächte

1 Herr und Gott der Tag und Nächte,
der du schläfst noch schlummerst nicht:
schaue, wie dein arm Gemächte
jetzt nach seiner Kindespflicht,
da es Abend ist geworden
und der tag sich hat geneigt,
sammt der Deinen ganzen Orden
sich vor deinem throne beugt.

2 Vater! ich bin zu geringe
aller True und Gütigkeit,
die du, Wesen aller dinge,
mir in meiner Lebenszeit
und auch heute hast erwiesen.
O, daß ich recht dankbar wär1
Herr,dein Nam sei hochgepriesen;
dein Herz ferner zu mir kehr.

3 Siehe nicht an mein Verbrechen,
ach, gedenke nicht der Schuld,
die dein strenges Recht könnt rachen;
habe doch mit mir Geduld:
schaue an des Sohnes Wunden,
dadurch ich versöhnet bin,
dadurch ich Erlösung funden
und das leben zum Gewinn.

4 Ich verlange frei zu werden
durch das reine Lammesblut
von der Sündenlast Beschwerden,
von der finstern Schlangenbrut.
Ach! Herr, reinge mein Gewissen;
Leib und Seel dir heilig sei:
dein Geist mache mich beflissen
dir zu dienen ahne Scheu.

5 Laß mich nicht dahinten bleiben,
laß mich nicht zurücke sehn;
dein Geist müsse mich stets treiben
unverzüglich fort zu gehn,
ja mit schnellem Schritt zu laufen
zu dem Kleinod, daß das Lamm,
uns mit Blute zu erkausen,
ist gebracht aus Kreuzes Stamm.

6 Drauf will ich mich schlafen legen:
laß mich dir empfohlen sein!
Vater, gönne mir den Segen,
der an Leib und Geiste rein
mich auch in der Nacht bewahre;
deine Gnade sei mein Schild,
bis ich meinem Schatz nachfahre
und erwach nach seinem Bild.

Text Information
First Line: Herr und Gott der Tag und Nächte
Author: A. Freylinghausen, 1670-1739
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Abendlieder; Evening Songs
Notes: Mel. O du Liebe meiner.
Tune Information
(No tune information)



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